Cover: Wir aßen sie roh
Thomas Herget
Wir aßen sie roh
ISBN: 978-3-751-90302-8
110 Seiten | € 5.99
Buch [Taschenbuch]
Erscheinungsdatum:
31.03.2020
Belletristik
Thomas Herget

Wir aßen sie roh

5.0/5.00 bei 1 Reviews - aus dem Web

Menschen auf dem Weg nach oben. Ein New Yorker Richtfest soll für zwei Frauen und zwei Männer nur ein weiterer Baustein in ihrer Karriereplanung werden. Doch bei der Auffahrt zum Dach bleibt plötzlich der Aufzug im Schacht des Wolkenkratzers stecken. Die metallene Box, in der sich die beiden ungleichen Paare eben noch mit anspielungsreichen Zynismen eindeckten und mit derben Frotzeleien die Zeit vertrieben, sie wird schnell zu einem albtraumhaften Käfig, den die vier im Angesicht des nahenden Todes als endzeitliche Bühne bespielen. Doch wo verliert sich in diesem letzten Schaukampf der verletzten Eitelkeiten die Realität? Und wo bildet sich in der wilden Fiktion aus dem Trauma des Verdrängens jetzt der Nukleus von Menschlichkeit heraus?

Thomas Herget lässt Upper Class People hoch über den Straßen von Downtown Manhattan über sich selbst richten und in eine dampfende Crime-Soap an der mexikanischen Grenze hinabtauchen. Doch hier wirkt der surreale Grusel, in den sich das todgeweihte Quartett immer lebhafter hineininszeniert, nur abstrakt läuternd. Die konkrete Darstellung der inneren Leere, die sich explizit in den skurrilen Machtansprüchen der beiden Frauen spiegelt, offenbart dabei die Vermeidungsstrategien aller Figuren, sich einer offenen Aussprache zu stellen. Die ständige Behauptung einer Moral, die hier nur als ein quasireligiöser Fetisch taugt, zeugt von der Perfidie dieser absurden Dramatik, Besitz- wie Rechtsansprüche über den Tod hinaus geltend zu machen.

"Wir aßen sie roh" ist ein irrer Spaß und eine düstere Farce zugleich. Der Autor schrieb das Stück unter dem Eindruck des Coronavirus-Schocks, ohne dabei den weltumspannenden Pandemie-Marathon explizit zu thematisieren oder zum Leitmotiv zu erheben. Entstanden ist ein allegorisches Drama über die Einsamkeit von Menschen in digitalen Zeiten, Theater über die Unmöglichkeit, in urbanen Zerstreuungswüsten so etwas wie Nähe zuzulassen.

Unterstütze den lokalen Buchhandel

Nutze die PLZ-Suche um einen Buchhändler in Deiner Nähe zu finden.

Postleitzahl
Veröffentlichung:31.03.2020
Höhe/Breite/GewichtH 19 cm / B 12 cm / 126 g
Seiten110
Art des MediumsBuch [Taschenbuch]
Preis DEEUR 5.99
Preis ATEUR 6.20
Auflage1. Auflage
ISBN-13978-3-751-90302-8
ISBN-10375190302X
EAN/ISBN

Über den Autor

Thomas Herget wurde 1964 in Frankfurt am Main geboren. Während seines ingenieurwissenschaftlichen Studiums (Kunststofftechnik und Maschinenbau an der Hochschule Darmstadt) publizierte er für Zeitungen im deutschsprachigen Raum. Literarische Förderpreise und Stipendien (Preisträger „Junges Literatur Forum Hessen“ 1987 und 1988, Residenz u. a. am Literaturinstitut Leipzig 1990). Journalistische Tätigkeiten für taz, Frankfurter Rundschau, Passauer Neue Presse und Junge Welt. Über Jahrzehnte zeichnete er als Kulturredakteur bei einem hessischen Stadtmagazin verantwortlich, heute schreibt er hauptsächlich für und über das Theater und den Hörfunk. In seiner Prosa und seinen teilfiktionalen Theater- und Hörstücken setzt Herget zwischenmenschlichen Katastrophen und der Banalität des Alltags oft schwarzen Humor und absurde Komik entgegen. „Wir aßen sie roh“ war im März 2020 der weltweit erste Dramentext, in dem das Coronavirus Erwähnung fand. Er lebt in der Nähe von Kiel.

Diesen Artikel teilen

0 Kommentar zu diesem Buch