Im Namen der Tiere

Drei Jahre lang hat der niederländische Journalist Olivier van Beemen recherchiert, um hinter die Machenschaften der Nicht-Regierungs-Organisation „African Parks“ zu kommen. Die verwaltet immerhin 22 Naturparks in Afrika und kann sich umfangreicher Spenden und Zuwendungen von Milliardären und westlichen Regierungen rühmen. Auch wenn die NGO immer wieder ihre transparente Informationspolitik und herausragenden Erfolge beim Schutz von Natur und bedrohten Arten feiert, bereits das wirtschaftliche Konzept gibt zu kritischen Fragen Anlass.
Menschenrechtsverletzungen im Namen des Artenschutzes
Tatsächlich kontrolliert „African Parks“ mit Sitz in Johannesburg, Amsterdam und New York City in 12 Staaten des afrikanischen Kontinents eine Fläche von der Größe Großbritanniens und hat sich für das Management der Nationalparks und Naturschutzgebiete Hoheitsrechte übertragen lassen. Seit Jahren werden immer wieder Vorwürfe laut, dass die Rangertrupps der NGO unter dem Vorwand des Artenschutzes und im Kampf gegen die Wilderei massive Menschenrechtsverletzungen an der indigenen Bevölkerung begehen, das gesamte Konzept von „African Parks“ rassistisch und neokolonial sei.
Dokumentation einer investigativen Recherche
Auf den ersten Blick mag es wie ein Spoiler erscheinen, wenn ich feststelle, dass sich die Vorwürfe im Rahmen der Recherchen des Autors von „Im Namen der Tiere“ durchaus bestätigt haben, doch das und einiges mehr ist nur das vordergründige Ergebnis seines Buches. Denn neben den Resultaten seiner Recherchen stehen die investigativen Ermittlungen des renommierten Journalisten selbst im Mittelpunkt. Bei der Lektüre können die Leserinnen nicht nur die Arbeitswese des Autors, seine Kommunikation mit den Verantwortlichen des Unternehmens, ausgewählte Insiderinterviews oder die Reaktionen öffentlicher Stellen im In- und Ausland nachvollziehen. Auch die Arbeitswese der NGO-Presseabteilung, des Marketing und der Öffentlichkeitsarbeit, die unter anderem aus Vertuschen, Manipulieren, Diffamieren, Uminterpretieren von Fakten besteht, lässt sich anhand seiner Dokumentationen nachweisen.
Der Fluch des kolonialen Erbes
Nicht zuletzt zeigt sich, wie gefährlich es sein kann, sich als Journalist und Autor innerhalb eines Geflechtes von Unterdrückung, Korruption und Machtmissbrauch zu bewegen und wie wichtig vor diesem Hintergrund rechtsstaatliche Strukturen und Pressefreiheit sind. Aber Olivier van Beemens Buch wirft auch und gerade für umwelt- und artenschutzbewusste Menschen eine ganze Reihe von grundsätzlichen Fragen hinsichtlich der Arbeit von NGOs (aber auch „Entwicklungshilfeprojekten“ oder Artenschutzprojekten von Zoos etc.) aus dem globalen Norden auf, die die weltweiten ökologischen Probleme im globalen Süden mit großem Engagement und viel Geld zu lösen versuchen. Die Gefahr einer Fortsetzung kolonialer Strukturen ist dabei nicht von der Hand zu weisen und es lohnt sich diesbezüglich immer, Strukturen und Arbeitsweisen der jeweiligen (und in Grundsatz natürlich wichtigen!) Initiativen ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und nicht nur den schönen Prospekten und Internetseiten zu vertrauen.