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Genau so, wie es immer war

19.08.2024 - 09:06 Uhr
Cover: Genau so, wie es immer war

Julia ist Ende 50, glücklich verheiratet mit Mark und Mutter von zwei Kindern, dem 24-jährigen Ben und der 17-jährigen Alma. Sie führt ein gutes Leben in einem schönen Haus in einem sicheren Vorort. Während der Vorbereitungen für Marks 60. Geburtstag begegnet sie unerwartet Helen, der Frau, wegen der sie einst umzog und die sie eigentlich nie wiedersehen wollte.

In Rückblenden wird nach und nach enthüllt, was Julia zu dieser drastischen Entscheidung veranlasste.

Als Julia und Helen sich das erste Mal begegnen, befindet sich Julia auf der Flucht vor sich selbst. Statt ihren damals dreijährigen Sohn Ben wie geplant in den Kindergarten zu bringen, verbringt sie den Vormittag anders, um den Kontakt mit anderen Müttern zu vermeiden. Im botanischen Garten trifft sie auf die ältere Helen, die schnell zu einer mütterlichen Freundin wird. In Helens Gesellschaft fühlt sich Julia endlich wohl – hier darf sie ihre Unzufriedenheit und ihre Gefühle der Unzulänglichkeit offenbaren, trotz des scheinbar perfekten Lebens, das sie führt. Doch Helen ist indirekt auch der Grund, warum Julia und Mark ihr altes Leben hinter sich lassen.

Julias Ehemann Mark ist ein zuvorkommender Partner und hingebungsvoller Vater, der es ihr ermöglicht, zu Hause bei ihrem Wunschkind Ben zu bleiben und seinen eigenen Wunsch nach einem zweiten Kind hintenan zu stellen. Auch Julia hatte geglaubt, dass sie nach Bens Geburt das Leben führen würde, das sie sich immer gewünscht hatte. Doch die Realität sieht anders aus: Ihr Leben erscheint ihr leer und sinnlos, besonders außerhalb ihrer Mutterrolle. Sie hadert mit dem Druck, den sie sich selbst macht, und den Erwartungen ihres Umfelds. Dabei wollte sie doch alles besser machen als ihre eigenen Eltern – besser als ihre alkoholabhängige Mutter und besser als ihr Vater, der die Familie verließ, als sie elf Jahre alt war. Dieser Druck führt bei ihr zu einer Depression, was aufmerksame Leserinnen und Leser schnell erkennen werden.

In der Produktbeschreibung zum Buch steht:

"Manchmal kann Julia Ames es gar nicht fassen, was für ein unwahrscheinlich schönes Leben sie führt."

Nach ihrem Umzug in einen anderen Vorort in ein weiteres schönes Haus und der Geburt ihrer Tochter stellt sich jedoch heraus, dass die Probleme nicht einfach verschwinden – sie verändern sich nur. Ben eröffnet seinen Eltern, dass er Vater wird und heiraten will. Alma steckt mitten in der Pubertät, gibt sich unnahbar und ist sehr launisch. Doch Julia scheint gelernt zu haben, über sich und ihre Probleme zu sprechen. Ich mochte die Entwicklung, die sie durchgemacht hat.

Claire Lombardo hat einen feinsinnigen Familienroman geschrieben, der die Situation vieler Frauen widerspiegelt – eine Situation, über die jedoch viel zu selten offen gesprochen wird. Sie scheut sich nicht davor, zu beschreiben, wie schwierig Partnerschaften und Elternschaft sein können. Beide sind geprägt von Höhen und Tiefen.

Ich mochte das Buch. Die Geschichte, die die Autorin erzählt, ist authentisch und ganz nah am realen Leben. Allerdings wirkte sie auf mich manches Mal, besonders zu Beginn, etwas zu langatmig. Auch die Zeitsprünge waren teilweise verwirrend; ich musste häufiger überlegen, in welchem Jahr wir uns gerade befinden. Kapitelüberschriften wären für mich persönlich hilfreich gewesen.

Claire Lombardi spricht aus, was viele Frauen nicht einmal zu denken wagen.

Fazit:

"Genau so wie es immer war" von Claire Lombardo ist ein einfühlsamer und realistischer Familienroman, der die Herausforderungen von Partnerschaften und Elternschaft aufgreift. Die Autorin beschreibt mit großer Feinfühligkeit die Höhen und Tiefen im Leben ihrer Protagonistin Julia, die mit inneren und äußeren Konflikten kämpft. Obwohl die Geschichte manchmal etwas langatmig wirkt und die Zeitsprünge stellenweise verwirrend sind, überzeugt das Buch durch seine Authentizität und emotionale Tiefe. Ein empfehlenswerter Roman für alle, die sich für komplexe Familiengeschichten interessieren.


Gesamtbewertung: 4/5
Cover: 5/5
Handlung: 4/5
Spannung: 4/5
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Klappentext

Genau so, wie es immer war

von Claire Lombardo
Cover: Genau so, wie es immer war

Glück ist ein vorübergehender Zustand – Familie bleibt ein Leben lang

Manchmal kann Julia Ames es gar nicht fassen, was für ein unwahrscheinlich schönes Leben sie führt. Mit Mark hat sie seit Jahrzehnten einen liebenden Ehemann an ihrer Seite, zusammen haben sie zwei Kinder in die Welt gesetzt, auf die sie stolzer nicht sein könnte. Doch Glück ist nur ein vorübergehender Zustand, wie Julia schnell feststellen muss – Familie bleibt einem hingegen ein Leben lang erhalten.
Sohn Ben schockiert seine Eltern bei einem Besuch mit einer folgenschweren Nachricht. Tochter Alma ist kurz davor, aufs College zu gehen, was eine ungewohnte Angst vor dem leeren Nest in Julia weckt. Und beim Einkaufen trifft Julia zufällig auf eine Frau, die sie seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen hat – einst war die mütterliche Freundin ihre Rettung, bevor sie einer Katastrophe den Weg ebnete. Gefangen zwischen ihrer bewegten Vergangenheit und der chaotischen Gegenwart verliert Julia zunehmend die Kontrolle.

Nach dem großen Erfolg von ›Der größte Spaß, den wir je hatten‹ beweist sich Claire Lombardo erneut als eine meisterhafte Erzählerin: Brillant erkundet sie die komplizierten Gefühlswelt einer ganz normalen Frau und beleuchtet die flüchtigen und doch tief einschneidenden Momente, die über Erfolg oder Scheitern einer Ehe und einer Familie entscheiden können. ›Genau so, wie es immer war‹ ist ein emotional mitreißender Roman über die Ambivalenz von Mutterschaft, die Bedeutung von Freundschaft und die Kraftanstrengung, die eine beständige Liebe voraussetzt.

»Ein zugleich zugänglicher und ungemein tiefsinniger Roman, der besonders einnehmend von Verlust- und Scheiternsängsten erzählt, aber nie schwermütig, sondern klug und witzig.  Eine große Empfehlung.« Matt Haig

»Ein überragender zweiter Roman. Lombardo schreibt mit bemerkenswertem Humor und Einfühlungsvermögen über komplexe weibliche Innenleben und die so häufig problembehafteten Dynamiken zwischen Müttern und ihren Kindern.« The Observer

»Lombardo hat einen hervorragenden Blick für das feine Gewebe einer Familie. Sie versteht die Natur des speziellen Klebstoffs aus Irritation und Zuneigung, der eine Ehe zusammenhält. Man beendet die Lektüre mit einem Gefühl der Zufriedenheit darüber, die komplizierte weibliche Protagonistin wirklich kennengelernt zu haben – und der Enttäuschung, sich nun verabschieden zu müssen.« The Washington Post


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