Planspiel Beta-Atlantis
Es ist ja kein Geheimnis, dass mein persönliches Interessengebiet bei der Seefahrtsgeschichte und vor allem den europäischen „Entdeckungsreisen“ mit all ihren gesellschaftlichen und globalen Folgen liegt. Und auch, wenn ich mich überwiegend mit Sach-/Fachliteratur zu diesen Themen auseinandersetze, so kommt mir doch ab und an auch einmal etwas Belletristisches zwischen die Rezensentenfinger. So auch der erste Band der vierteiligen SiFi-Fantasy-Serie von Hedy Loewe, bei der es um ein spektakuläres experimentelles Rollenspiel von Erdbewohnern auf einem noch weitgehend unerforschten Planeten geht.
Originelles Setting
Natürlich ist es das Setting, das mich zum Lesen des Buches gereizt hat. Der Ozeanplanet Beta-Alpha ist Schauplatz eines großangelegten soziologischen Experimentes, bei dem versucht wird, herauszufinden, ob die europäische Eroberung der Erde im 18. Jahrhundert auch gewaltfrei möglich gewesen wäre. Zu diesem Zweck heuern die Gamemaster Menschen an, die von einem Stützpunkt auf dem Planeten aus, mit der authentisch nachgebildeten Technologie und den gesellschaftlichen Umgangsformen des 18. Jahrhunderts dessen Besiedlung vornehmen sollen. Dabei gibt es entsprechende Regeln, die u.a. die historischen „kulturellen Missverständnisse“ bei der Kolonialisierung der Erde vermeiden sollen.
Experiment außer Kontrolle
Doch wie die beiden Protagonisten, Fregattenkapitän Skye Collins und Juniya, eine rätselhafte Frau (noch) unbekannter Herkunft, bald herausfinden sollen, ist das Projekt dabei, außer Kontrolle zu geraten. Kommerzielle, machtpolitische und persönliche Interessen teils unbekannter auch externer Player verändern die Regeln und Verhaltensweisen der Spieler und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Clash der Zivilisationen in einer Gewaltorgie zwischen den Kolonisatoren und den vermeintlich primitiven indigenen Ichtyos mündet. Collins und Juniya geraten dabei zwischen alle Fronten und werden – wie auch indigene Protagonisten - zu Handlungen gezwungen, deren Hintergründe sie nicht verstehen.
Spannende Welten
Das vorliegende Buch „Die Jagd beginnt“ liest sich flüssig und zieht den/die LeserIn bereits bei den ersten Zeilen in seinen Bann. Einer der Gründe, weshalb ich mir das Buch nach der Lektüre der Leseprobe als Rezensionsexemplar habe zukommen lassen. Und was seine Originalität und seinen Unterhaltungswert betrifft, hat es mich nicht enttäuscht. Im Gegenteil, es sind spannende Welten, die sich dem/der LeserIn da Stück für Stück offenbaren und auf die Folgebände neugierig machen und auch die Konflikte und Machtspiele, die „kulturellen Missverständnisse“ und Charaktere sind überzeugend dargestellt.
Meine Empfehlung
Auch wenn ich ein paar durchaus subjektiv geprägte Kleinigkeiten zu beanstanden habe, bekommt das Buch für Interessenten dieses Genres meine uneingeschränkte Empfehlung. Ich persönlich könnte auch ohne die teilweise ausführlichen Beschreibungen sexueller Begierden leben, bei gewissen Ungenauigkeiten hinsichtlich der zeitlichen Zuordnung von historischen Schiffstypen u.ä. habe ich persönlich naturgemäß schon größere Probleme.
Hedy Loewe: Planspiel Beta-Atlantis, Bd I Die Jagd beginnt. BoD 2. Auflage 2020. Taschenbuch 312 Seiten.
Wolfgang Schwerdt
Blogger bei LeseHitsBücher zu Kulturgeschichte, Seefahrt, Mensch-Tier-Studien und me(h)er.
Kommentare
Planspiel Beta-Atlantis
Hedy Loewe hat nach ihrer Erfolgsserie Dignity Rising mit Planspiel Beta-Atlantis eine neue, fantastische Serie gestartet und entführt ihre Leser in eine abenteuerliche Welt über und unter Wasser.
Planspiel Beta-Atlantis
Dieses Buch gehört zu der Reihe
»Planspiel Beta-Atlantis« und umfasst derzeit etwa vier Bände.