UrZeitReise Deutschland
36 Entdeckungen von der Zugspitze bis Helgoland
Ich gehöre ja zu den Menschen, auf die Steinbrüche eine große Faszination ausüben. Da sind zum einen die offengelegten Formationen, Schichten, Strukturen, die mir als Laien eher Rätsel aufgeben, in denen Fachleute aber erdgeschichtliche Evolution lesen können, wie in einem offenen Buch. Zum anderen ist da die natürliche Evolution, die zeigt, wie die Wunden, die der Mensch, aber auch die Natur in den Erdmantel schlägt, von Flora und Fauna wiederbesiedelt, erobert und neugestaltet werden. Und zum dritten ist da das Gestein selbst, das sowohl geologische Prozesse als auch paläontologische Informationen preisgeben kann. Die 36 Entdeckungen von der Zugspitze bis Helgoland führen den/die LeserIn chronologisch durch immerhin rund 600 Millionen Jahre erlebbarer Erdgeschichte.
Spektakuläre Fundorte
Die geologischen und paläontologischen Spuren und Besonderheiten der jeweiligen Erdzeitalter lassen sich in den 36 vorgestellten Plätzen anschaulich nachvollziehen. Nicht zuletzt, weil die Autoren des Buches Orte ausgewählt haben, an denen Geopfade und/oder Ausstellungen weiterführende Informationen zu den zutage tretenden geologischen Zeugnissen bieten. Dass die Grube Messel mit ihrem schier unerschöpflich erscheinenden Fossilienschatz aus dem Paläogen/Alt-Tertiär (66-23 Mio. Jahre) oder Solnhofen mit seinem Plattenkalk und den ebenfalls weltberühmten Fossilien (Jura 201-145 Mio. Jahre) zu den beschriebenen Orten gehören, versteht sich angesichts ihrer wissenschaftlichen Bedeutung von selbst. Und auch die Fossil-Lagerstätte auf dem Bromacker (Perm 299-252 Mio., Jahre), die sich vor allem durch spektakuläre Wirbeltierfunde (Amphibien und Saurier) auszeichnet und auf der seit 2020 ein neues interdisziplinäres Forschungsprojekt gestartet wurde, darf da natürlich nicht fehlen.
„Geheimtipps“
Doch bei den anderen Orten handelt es sich überwiegend um hinsichtlich der präsentablen Funde um weniger spektakuläre Orte, die zu besuchen sich für geologisch und paläontologisch interessierte Menschen dennoch lohnt. Da stößt der/die Besucherin auf aufsehenerregende gefaltete Formationen, die sogenannte Cloos-Falte im Ahrtal, auf Überreste des Kaledonischen Gebirges, das im Rahmen von Kontinentkollisionen im sogenannten Ordovizium (485 – 444 Mio. Jahre) entstanden war oder auf rund 250 Millionen Jahre alten Meeresboden, der als Muschelkalkschicht im Laufe der Zeit von einem darunterliegenden Salzkissen rund 1000 Meter in die Höhe getrieben wurde und seit dem 13. Jahrhundert als Kalksteinbruch genutzt wurde. Der Ort, der hier empfohlen wird, ist nicht nur ein geologisches Highlight, sondern als Rüdersdorfer Kalksteinbruch vor allem ein imposantes Denkmal Berliner Industriegeschichte.
Ein breites Spektrum
Es ist ein breites Spektrum geologischer Naturdenkmale, das die Autoren ihren LeserInnen in diesem Buch präsentieren. Und auch der interessierte Laie dürfte hier noch den einen oder anderen Geheimtipp entdecken. Natürlich können im Rahmen dieses Buches den einzelnen Orten jeweils nur wenige Seiten gewidmet werden, doch neugierig geworden, kann man sich natürlich über die angehängten Links weitere Informationen einholen. Spannend an den 36 Orten ist zudem, dass die zusammen so ziemlich die ganze erdgeschichtliche Dynamik der letzten mehr als 600 Millionen Jahre abbilden, vom Vulkanismus, Plattentektonik und Kontinentaldriften über mannigfaltige Sedimentbildungen, Meeresvorstöße oder Gebirgsauffaltungen und -überlagerungen, Eis- und Warmzeiten und vielen andere mehr.
Wolfgang Schwerdt
Blogger bei LeseHitsBücher zu Kulturgeschichte, Seefahrt, Mensch-Tier-Studien und me(h)er.
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UrZeitReise Deutschland
Die lange und wechselvolle Erdgeschichte ist in die vier großen Abschnitte Erdfrühzeit, Erdaltertum, Erdmittelalter und Erdneuzeit gegliedert, welche ihrerseits in verschiedene Epochen wie z. B. Karbon, Trias und Quartär unterteilt werden. Diese sind von vielfältigen landschaftsformenden Prozessen wie Kontinentaldrift, Gebirgsbildungen, Meeresvorstößen, Vulkanausbrüchen und Klimawandel sowie der Entwicklung und dem Aussterben von zahlreichen Tier- und Pflanzengruppen geprägt.
In diesem handlichen Buch werden Orte präsentiert, an denen man diese bemerkenswerten Zeugen entdecken kann. Es begleitet zu Vulkanen, Dinospuren, Infozentren und Museen, führt zu Naturdenkmälern, Geotopen, Themenwegen und Fossilfundstellen. Phänomene wie der versteinerte Wald von Chemnitz, Restspuren des Muschelkalkmeeres auf der Zugspitze und das UNESCO-Naturwelterbe Grube Messel bei Darmstadt erzählen dabei von den vielfältigen Erdgeschichten Deutschlands.