Gespräche über englische Krimis mit Dietmar Bär
Dietmar Bär, Tom Kraushaar und Denis Scheck im Comedia Theater, Köln 2024

Krimiklassiker

01.02.2024 von Edward Poniewaz

The Golden Age of Crime im Comedia Theater Köln

Rund 200 Besucher kamen ins Comedia Theater in der Kölner Südstadt, um Dietmar Bär, bekannt als Kölner Tatort-Kommissar Freddy Schenk, den Literaturkritiker Denis Scheck und den Verleger Tom Kraushaar zu erleben. Sie gaben anhand ausgewählter Krimiklassiker aus dem Klett-Cotta Verlag einen Einblick in die goldene Zeit der englischen Detektivgeschichten.

Sie sprachen über die Jahre, in denen die englische Kriminalliteratur ihre Blütezeit erlebte. Zwischen 1920 und 1950 entstanden einige der bekanntesten und einflussreichsten Kriminalromane, die sich bis heute einer legendären Beliebtheit erfreuen. Dorothy L. Sayers ist bekannt für ihre Serie um den adligen Detektiv Lord Peter Wimsey. Ihre Romane zeichnen sich durch Scharfsinn, britischen Humor und eine detaillierte Darstellung der Gesellschaft aus. Agatha Christie, die oft als „Queen of Crime“ bezeichnet wird, schuf in dieser Zeit ihre berühmten Detektive Hercule Poirot und Miss Marple. Die Romane zeichnen sich durch komplexe Handlungsstränge, überraschende Wendungen und eine Vielzahl von Verdächtigen aus.

Dietmar Bär im Comedia Theater, Köln 2024
Dietmar Bär im Comedia Theater, Köln 2024

Aber nicht nur deshalb treffen diese Geschichten auch heute noch die Bedürfnisse der Leser. Es sind auch die Beschreibungen einer heilen Welt, die nur durch den Mörder aus den Fugen gerät. Es geht nicht um grausame Details eines Verbrechens, es geht nicht um soziale Ungerechtigkeit, sondern darum, den Täter in einer ansonst heilen Welt zu entlarven. Der Detektiv stellt am Ende die Ordnung wieder her, die vor dem Verbrechen bestand. Es sind Ausflüge in eine Welt, in der die Haushälterin, der Butler und die Köchin nicht nur ihren angestammten Platz haben, sondern auch ihre Pflichten im Landhaus gewissenhaft erfüllen und damit die Ladies and Gentlemen der Oberschicht von ihrer alltäglichen Last befreien. Es war auch der schriftstellerische Versuch, das vornehme Leben des englischen Adels auf seinen Landsitzen und die ehemalige Größe Großbritanniens in den Romanen zu bewahren. Man kann hier von sozialen Sehnsuchtsorten einer Nation sprechen, die mental noch lange im britischen Empire verhaftet blieb.

Doch zurück zur Veranstaltung: Dietmar Bär las aus drei englischen Kriminalromanen, die stellvertretend, für diese Blütezeit und das Genre stehen: „Dreizehn Gäste“ von J. Jefferson Farjeon, „Das Geheimnis des Schneemanns“ von Nicholas Blake und „Geheimnis in Rot“ von Mavis Doriel. Er glänzte nicht nur durch seine englische Landhaus-Garderobe, auch seine Stimme trug dazu bei, dass der Ausflug in das „Golden Age of Crime“ viel zu kurz war.

Wir haben an diesem Abend gelernt, dass englische Krimis nicht nur unterhaltsam sind, sondern auch einen tiefen Einblick in die britische Seele ermöglichen. Kein Wunder, dass sich nach diesem gelungenen Lese- und Diskussionsabend eine lange Schlange vor dem Büchertisch im Foyer bildete.

Kommentare

Thema: The Golden Age of Crime

Brillenleser
Brillenleser
03.02.2024 - 18:43 Antworten

Schade, dass ich die Veranstaltung verpasst habe. Danke für den Beitrag.


Pennywise
Pennywise
04.02.2024 - 10:26 Antworten

Ich habe die Leseprobe "Das Geheimnis des Schneemanns" gelesen. Na ja, ich mag schon ein bisschen mehr Blut und Nervenkitzel.


sherlock holmes
sherlock holmes
04.02.2024 - 13:17 Antworten

Ich liebe fast alle englischen Krimis aus dieser Zeit. Besonders die Romane von Agatha Christie und ihrer Miss Marple begeistern mich bis heute. Schade, dass die heutigen Krimis nur so vor Gewalt triefen. Ich verstehe nicht, warum Fitzek und Co. immer wieder in den Bestsellerlisten auftauchen.


Edward Poniewaz

Edward Poniewaz

Kolumnist auf lesehits.de
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