Literaturhaus Köln
© Edward Poniewaz

Im Literaturhaus Köln hat Ilija Trojanow aus seinem neuen Roman gelesen

16.01.2024 von Edward Poniewaz

Literaturhaus Köln - Ilija Trojanow und sein neuer Roman Tausend und ein Morgen, der im S. Fischer Verlag erschienen ist.

"Ausverkauft, schon seit Wochen", sagte die Dame im Foyer. Also hieß es, schnell einen Platz sichern, in den vorderen Reihen, um die Socken zu sichten. Dies hatte uns bewegt, welche Farbe, welches Muster sie wohl haben? Denis Scheck, omnipräsenter Literaturkritiker, bunt, schillernd im TV und normalerweise in ungewöhnlichen Socken unterwegs, hatte die Moderation des Abends übernommen.

Präsentiert wurde der Roman Tausend und ein Morgen. In Ilija Trojanows utopischer Geschichte reisen die Menschen der Zukunft in die Vergangenheit. Im Mittelpunkt steht Cya, die als »Chronautin« durch die Zeit reist. Ihre Zeitreise führt sie zu den Piraten in der Karibik, nach Bombay, mitten in die russische Revolution. Auf ihren Stationen versucht sie, den Menschen zu helfen, ihr Leid zu lindern. Dem Autor gelingt es, durch Sprache und Rhythmus in die jeweilige Zeit einzutauchen und den Leser mitzunehmen. Stoff und Darstellung sind für den Leser eine Herausforderung, es gilt ihn zu interpretieren und gedankliche Freiräume zu nutzen. Dann aber wirkt es lange nach.

Ilija Trojanow

Die vorgetragenen Auszüge aus dem Roman vermittelten genau diesen Eindruck. Trojanow ist nicht nur ein brillanter Erzähler, sondern auch ein begnadeter Sprecher. Kein Wunder also, dass er sich auf eine 24-Stunden-Lesung mit musikalischer Begleitung im Berliner Literaturhaus eingelassen hatte. Während der Lesung – nach vielen Stunden – hatte er die mystische Erfahrung, eins zu sein mit den Wirklichkeiten im Text. Dass er auf einem Podium saß und vorlas, wurde für ihn zur Fiktion.

Die Gäste im Kölner Literaturhaus erlebten eine gelungene Veranstaltung, die von Trojanows vielfältigen Erfahrungen in der Welt getragen wurde. Er lebte unter anderem in Afrika und Indien, unternahm unzählige Reisen und verbindet diese Erfahrungen zu Geschichten wie kaum ein anderer Schriftsteller.

Bleibt noch die Frage nach der Farbe und dem Muster der Socken: Diesmal waren sie grau. Zum Trost: Die Lesung war alles andere als grau und verdient fünf von fünf Socken. Für das Buch gibt es vier von fünf Socken, weil manche Seiten ganz schön anstrengend sind. Aber dafür gibt es ja Lesungen, die einen wieder motivieren, den Roman in die Hand zu nehmen. In anderen Städten stehen weitere Lesungen an.
Informieren Sie sich unter www.trojanow.de


Roman: Tausend und ein Morgen

Tausend und ein Morgen

Unter Piraten in der Karibik, mitten in der Russischen Revolution - Zeitreisen sind voller Überraschungen. Fest entschlossen betritt Cya die fremden Welten. Inspiriert von der friedlichen und selbstbestimmten Gesellschaft der Zukunft, in der sie lebt, reist sie von Zeit zu Ort und versucht, die Vergangenheit von ihren Fesseln zu befreien – mit unterschiedlichem Erfolg.
In »Tausend und ein Morgen« entwirft Ilija Trojanow ein leidenschaftliches Porträt seiner mutigen Heldin. Wie kein anderer Autor verbindet er erzählerische Virtuosität und kritisches Denken zu einem modernen Epos, das alle Grenzen überwindet, Raum und Zeit ausleuchtet und einen frischen Blick in die Zukunft wagt. Mit sinnlichen Bildern und überbordenden Geschichten erfindet Ilija Trojanow den utopischen Roman neu - ein Roman, der von der unerschöpflichen Kraft unseres Denkens erzählt.


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Edward Poniewaz

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