Einblicke in die Wiener Seele
Skurrile Dialoge, Konversationen im Abseits und philosophisch geschwängerte Sätze. All das und weitere Wiener Begegnungen hat Andreas Rainer auf rund 100 Seiten zusammengetragen. Es geht um den Kern der Wiener Seele. Wen soll das wundern, in der Stadt, in der Sigmund Freud die Psychoanalyse entwickelte? Aber weder die Stadt als Ganzes, noch die Wiener müssen auf einer Couch Platz nehmen, sie werden lediglich vom Autor belauscht und beschrieben.
Das Buch »Wiener Alltagspoeten« ist kein Stadtführer, aber es ist dennoch jedem Touristen zu empfehlen, der Wien spüren möchte. Es ist eine humorvolle Ergänzung zu einem Wienbesuch, um nicht nur die Stadt zu schauen, sondern um sie zu erleben. In dreizehn Kapiteln lernt man die Wienerinnen und Wiener und ihre Gepflogenheiten kennen: Situationen in der U-Bahn, im Kaffeehaus oder am Würstelstand werden unter anderem geschildert, um einen tieferen Blick in die Wiener Seele zu bieten. Selbstverständlich bleibt auch das besondere Verhältnis der Wiener zum Tod nicht unerwähnt. Auch wenn einzelne Aspekte in eine klischeehafte Darstellung münden, ist doch evident, dass Klischees einen wahren Kern beinhalten.
Der Autor schaut den Wienerinnen und Wienern genau auf den Mund, und der folgende Dialog steht stellvertretend für das, was die Leserinnen und Leser erwartet:
Kellnerin im Wiener Traditionskaffee Aida zum Gast:
»Heute zahlen alle nur mit Hundert-Euro-Scheinen. Ich kann leider nicht herausgeben.«
Gast: »Wir sind im ersten Bezirk, was erwartens denn?«
Nicht zuletzt ist das Buch eine Liebeserklärung an die Donaumetropole, die man auf jeder Seite spürt. Eine kurzweilige, humorvolle Annäherung an Wien und seine Menschen. Und vielleicht begegnet ihnen der eine oder andere Dialog in den Wiener Gassen, der in dieses Buch gehört.
Wie man die lebenswerteste Stadt der Welt überlebt
Andreas Rainer taucht mit 50 Zitaten aus dem Alltagsleben tief in das Herz der Wiener Seele ein, um den unmöglichen Widerspruch einer Stadt abzubilden, in der man zwar die Muße hat, den ganzen Tag im Kaffeehaus zu sitzen, aber schon eine Panikattacke bekommt, wenn die U-Bahn erst in sechs Minuten kommt.
Kommentare
Thema: Wie man die lebenswerteste Stadt der Welt überlebt
Die Wiener sind harmlos. Kein Vergleich zu dem, was ich in Paris und auch in Berlin erlebt habe.
Es ist halt eine Frage des Stils.
Edward Poniewaz
Kolumnist auf lesehits.deHier gebe ich konstruktives Feedback zu Neuerscheinungen, zum Buchmarkt und zu gesellschaftlichen Themen.