Andreas Pflüger© Foto Lesehits.de

Lesung mit Andreas Pflüger in Niederkassel

11.03.2024 von Edward Poniewaz

Stadtbücherei Niederkassel - Lesung mit Andreas Pflüger aus dem Thriller »Wie Sterben geht«

Lars Kepler, Stephen King und John Katzenbach mussten weichen, wurden kraftvoll an die Wand gedrückt, beziehungsweise deren Romane, die ansonsten in der Mitte der Stadtbücherei Niederkassel-Lülsdorf zur Ausleihe stehen.

Platz geschaffen wurde für Andreas Pflüger, bekannter Drehbuchautor der beliebten Krimireihe »Tatort«. Pflüger steht seit Jahrzehnten für erfolgreiche Hörspiele, Theaterstücke und für Spannungsliteratur, die mehrfach mit Auszeichnungen bedacht wurden.

Am Freitagabend las der 66-jährige Pflüger aus seinem hochaktuellen Thriller »Wie Sterben geht«, plauderte über sein Autorenleben, über Erfahrungen bei der Recherche und beantwortete Fragen aus dem Publikum.

Als junger Mann war Pflüger 1982 dabei, als rund 500.000 Menschen im Bonner Hofgarten gegen den NATO-Doppelbeschluss demonstrierten. Es war eine Epoche gigantischer Aufrüstung, die Pershing-II-Raketen des Westens gegen die sowjetischen SS-20-Raketen. Die Friedenslogik der damaligen Zeit stützte sich auf Abschreckung. Aufrüstung, um den Frieden zu sichern? Heute wissen wir, dass dies erfolgreich war. Jahrzehnte später stellte sich heraus, dass die damalige Friedensbewegung zum Teil von Moskau aus gesteuert wurde, und die Bezeichnung »nützliche Idioten Moskaus« bewahrheitete sich.

In dieser Phase des Kalten Krieges, der Aufrüstungsoffensiven auf beiden Seiten, spielt der Spionagethriller. Als Andreas Pflüger die ersten Zeilen schrieb, konnte er noch nicht wissen, wie aktuell sein Roman werden würde. Russland hatte die Ukraine noch nicht angegriffen, russisches Gas floss durch die Pipelines nach Deutschland und kaum jemand konnte sich vorstellen, dass Russland ein unabhängiges, freies Land angreifen würde. Heute sind wir klüger, haben die Strukturen im Kreml erkannt, und die Anzahl der »nützlichen Idioten Moskaus« ist links und rechts vom Parteienspektrum überschaubar geblieben.

Doch zurück zum Roman: Inzwischen ist die vierte Auflage erschienen, und das ist kein Wunder. Andreas Pflüger ist ein wortgewaltiger Thriller gelungen, der den Leser in die Spionagezeit des Kalten Krieges entführt. Der Autor erzählt bildreich und nervenaufreibend. Ab der ersten Seite hat man das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein.

Nina, eine Büroanalystin beim BND in Pullach, wird von dem Topagenten Rem Kukura angefordert, der als KGB-Offizier den BND mit geheimen Informationen versorgt. Sie lässt sich die Chance nicht entgehen, erhält eine Blitzausbildung, reist nach Moskau, um ihre Tätigkeit als Verbindungsoffizierin unter einem Decknamen aufzunehmen. Es beginnt eine Auseinandersetzung um Leben oder Tod.

Der Verlag Suhrkamp schreibt dazu im Klappentext:
»Um zu überleben, muss sie zu einer anderen werden, zu der Frau, die mit dem Tod tanzt.«

Wer Andreas Pflüger kennt, weiß, dass er sehr gründlich recherchiert. Ihm ist es gelungen, nicht nur spannende Unterhaltung zu bieten, sondern auch realitätsnah zu vermitteln, wie Geheimdienste arbeiten.

Zum Schluss bleibt noch ein kleines Geheimnis am Rande zu lüften: Wie kommt Niederkassel, eine Schlafstadt im Kölner Umland mit rund 40.000 Einwohnern, zu einer solchen Veranstaltung? Zu verdanken ist dies dem gemeinnützigen Verein probiblio e. V., der sich in Niederkassel um den Betrieb der städtischen Bibliotheksstandorte kümmert und nun auf eine tolle Lesung mit rund 50 Teilnehmer zurückblicken kann.


Thriller: Wie Sterben geht

Wie Sterben geht

»Kaum ein Autor kennt die Gesetze und inneren Strukturen der internationalen Geheimdienste so gut wie Andreas Pflüger – und kann so brillant darüber schreiben.« Hans-Ludwig Zachert, Ehemaliger Chef der Spionageabwehr des BKA

Winter 1983. Auf der Glienicker Brücke ist alles bereit für den spektakulärsten Agentenaustausch der Geschichte. KGB-Offizier Rem Kukura – Deckname Pilger – soll gegen den Sohn eines Politbüromitglieds ausgetauscht werden. Mittendrin: Nina Winter, die Kukura als Einzige identifizieren kann. Doch auf der Brücke wird Nina in ein Inferno gerissen, und das Schicksal von ihr und Rem wird zu einer Frage von Krieg und Frieden zwischen den Supermächten.

Drei Jahre zuvor: Nina ist Analystin beim BND und wertet Spionage-Informationen aus. Eine Schreibtischagentin. Bis man ihr mitteilt, dass Pilger, der geheimnisvolle Moskauer Top-Agent des BND, seine weitere Zusammenarbeit von ihr abhängig macht: Er will, dass Nina als seine Führungsoffizierin nach Russland kommt. Sie weiß, dass es die Chance ihres Lebens ist. Doch Nina ahnt nicht, dass sie beim KGB einen Todfeind haben wird. Um zu überleben, muss sie zu einer anderen werden, zu einer Frau, die mit dem Tod tanzt.

Wortgewaltig und mit Lust an virtuoser Action nimmt uns Andreas Pflüger mit in die Welt der Spionage und Gegenspionage auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs. Auf jeder Seite zittert man um seine Protagonistin Nina Winter, folgt ihrer Verwandlung zur Top-Agentin und kämpft mit ihr ums Überleben.

Mit tollem Farbschnitt in der ersten Auflage


Kommentare

Thema: Lesung mit Andreas Pflüger in der Stadtbücherei Niederkassel - Zweigstelle Lülsdorf

Braki
Braki
12.03.2024 - 14:59 Antworten

Danke für die zutreffende Beschreibung des Abends. Petra von probiblio e.V.


grace1987
grace1987
12.03.2024 - 15:56 Antworten

Schade, ich wäre gerne dabei gewesen. Hatte aber keine Info über die Veranstaltung.


Bettleser
Bettleser
12.03.2024 - 18:15 Antworten

Hatte Pflüger schon lange nicht mehr auf der Agenda. Werde ich mir mal genauer ansehen. Auf der Demo im Hofgarten bin ich auch als junger Protestler herumgelaufen. Insofern gehörte ich auch zu den nützlichen I. Aber sicher, kann man sich nicht sein, oder?


Brillenleser
Brillenleser
14.03.2024 - 08:55 Antworten

Wer sich für Andreas Pflügers Innenleben interessiert, für den dürfte das Buch Herzschlagfilme (77 sehr persönliche Anmerkungen zu Kinofilme, die ihn beeindruckt haben) eine Empfehlung sein.


Edward Poniewaz

Edward Poniewaz

Kolumnist auf lesehits.de
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