Chronologie aller Bände (1 - 22)
Die Reihenfolge beginnt mit dem Buch "Das nackte Brot". Wer alle Bücher der Reihe nach lesen möchte, sollte mit diesem Band von Salka Viertel beginnen. Mit insgesamt 22 Bänden wurde die Reihe über einen Zeitraum von ungefähr 12 Jahren fortgesetzt. Der neueste Band trägt den Titel "De Vriendt kehrt heim".
- Anzahl der Bewertungen für die gesamte Reihe: 291
- Ø Bewertung der Reihe: 2.94
- Start der Reihe: 01.09.2012
- Neueste Folge: 13.08.2024
Diese Reihenfolge enthält 21 unterschiedliche Autoren.
- Band: 23
- Autor: Choukri, Mohamed
- Anzahl Bewertungen: 24
- Ø Bewertung: 4.2
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 19.09.2023
- Genre: Autobiographie
Das nackte Brot
Ein Klassiker der Weltliteratur aus Marokko
Mohamed Choukri erzählt seine Kindheit und Jugend in Marokko: Der Vater ist Berber-Bauer in einem kleinen Ort im Rif-Gebirge, wo Choukri 1935 geboren wurde. Die Hungersnot treibt die Familie in die verheißungsvolle Stadt, nach Tanger. Aber auch hier finden sie nichts als Elend und Armut. Die Mülltonnen machen die herumstreunenden Kinder nicht satt. Der Schrei nach Brot wird dem jüngeren Bruder zum Verhängnis: Vom Jähzorn der Verzweiflung übermannt, erwürgt ihn der Vater und vertuscht sein Verbrechen. Mohamed bricht mit den Eltern, er schlägt sich als Dieb und Bettler, als Strichjunge und Spieler durchs Leben. Als das Buch 1982 auf Arabisch erschien, wurde es aufgrund seiner Offenheit und Radikalität verboten. Heute zählt »Das nackte Brot« zusammen mit »Zeit der Fehler«, dessen Fortsetzung, zu den Klassikern der Weltliteratur.
»Dieses Buch ist ergreifend, zum Schmunzeln, zum Jauchzen – es ist zum Heulen schön.« DIE ZEIT
- Band: 313
- Autor: Viertel, Salka
- Anzahl Bewertungen: 12
- Ø Bewertung: 4.1
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 01.09.2012
- Genre: Autobiographie
Das unbelehrbare Herz
Einer der Quelltexte der Exilforschung des 20. Jahrhunderts*»Salkaherz« - ein Genie der Freundschaft im kalifornischen Exil*Wie aus einem Künstlerlexikon zur ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts lesen sich die Namen der Freunde, die Salomea Steuermann, von allen nur Salka Viertel genannt, um sich zu versammeln wusste: Karl Kraus und Alfred Polgar, Max Reinhardt, Thomas und Heinrich Mann, Albert Einstein und Arnold Schönberg, Sergej Eisenstein und Greta Garbo, deren Drehbuchautorin sie war, Bertolt Brecht und Bruno Frank, Hanns Eisler - und viele andere Künstler, mit und ohne Namen.*Diese faszinierende und früh emanzipierte Salka Viertel war kein Hollywood- Filmstar und keine mondäne Gesellschaftsdame, sondern eine begnadete Gastgeberin, die ihr Haus an der Mabery Road in Santa Monica zum vielgerühmten Salon machte - schließlich zum »Hafen für die Heimatlosen«, die europäischen Emigranten nach 1933.*Salka Viertels Lebenserinnerungen, Ende der 60er Jahre in den Vereinigten Staaten erschienen, sind die Memoiren einer fast Vergessenen, die einen unvergleichlichen Blick auf dramatische Jahrzehnte europäischer Kulturgeschichte ermöglichen - vor allem auf die Welt des Theaters und des Films bis 1933 und die Exilierung dieser Kultur in Kalifornien.
- Band: 333
- Autor: Buzzati, Dino
- Anzahl Bewertungen: 65
- Ø Bewertung: 4.7
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 01.09.2012
- Genre: Sonstiges
Die Tatarenwüste
Durch ein einsames und bizarres Gebirge reitet der junge Offizier Giovanni Drago seinem scheinbar immer weiter in der Ferne entrückenden Ziel entgegen – einer abgeschiedenen Festung mit Blick auf die legendäre weiße Steinödnis.
Hier, an der Grenze zu einem bedrohlichen Reich, tritt er seinen Wachdienst an, hier wartet er heroisch inmitten der militärischmonotonen Routine auf das große Ereignis, die Konfrontation mit dem Heer der Tataren. Giovanni Drago verwartet in der Tatarenwüste sein Leben, sie wird ihm Sinn und sie wird sein Schicksal.
Am Vortag von Mussolinis Kriegserklärung ist Die Tatarenwüste, damals ein Kultbuch, Dino Buzzatis überwältigende existenzialistische Lebensparabel. Deren magisch reale Bilder entfalten einen Sog, der die absurde Fatalität dieser tatarischen Fata Morgana, wo sich die Jahre entleeren, Wirklichkeit werden lässt.
- Band: 343
- Autor: Marton, Kati
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 22.07.2013
- Genre: Autobiographie
Volksfeinde
„Sie öffnen die Büchse der Pandora“, wurde Kati Marton gewarnt, als sie Einsicht in die geheimpolizeilichen Akten über ihre Familie in Budapest beantragte. Die Eltern entstammten der Welt des untergegangenen jüdisch-ungarischen Großbürgertums. Sie verschwiegen Ihre Herkunft. Und sie berichteten als letzte unabhängige Journalisten aus Budapest für die Amerikaner. Das machte diese „Volksfeinde“ zu Zeiten des Kalten Krieges wertvoll für beide Seiten. Die Geschichte der Martons, sowohl während der Nazizeit als auch unter den Kommunisten, barg viele Rätsel. Der große braune Archivumschlag, den die Eltern nie öffneten, enthüllte Kati Marton viele Wahrheiten: geheime Liebesaffären, Verrat, Folter – und neben erstaunlichem Mut, tiefe familiäre Liebe. Sie macht sich auf die Suche nach ihren Eltern. Kati Marton erinnert ungarische Historie und ein dramatisch erlebtes Familientrauma, indem sie sowohl die Geheimakten über ihren Vater, die Mutter und beider Töchter als auch Dutzende von Interviews zugrunde legt. Sie bezeugen, in welchem Maße die Martons von Freunden, Kollegen und sogar dem französischen Kindermädchen überwacht wurden. Kati Marton berichtet von der Sowjetisierung Ungarns, demokratischen Hoffnungen und der tragischen Revolution von 1956, von der Verhaftung ihrer Mutter und ihres Vaters, den Schauprozessen, der Verurteilung und Ausreise sowie vom triumphalen Neuanfang in den Vereinigten Staaten. Aber sie enthüllt auch: in dem geheimen Kalten Krieg zwischen Washington und Moskau waren Kati Marton und ihre Familie nur Schachfiguren in einem größeren Spiel. Buchkünstler: Erik Spiekermann
- Band: 370
- Autor: Trojanow, Ilija
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 3.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 21.06.2021
- Genre: Sonstiges
Durch Welt und Wiese
Ilija Trojanow zählt zu den großen Reisenden und weiß sich in Übereinstimmung mit vielen berühmten Autoren in Gegenwart und Vergangenheit: Gehen ist Daseinsform und Erkenntnisweg, Rebellion und Vergewisserung der eigenen Existenz in der Bewegung – über Stock und Stein, durch Welt und Wiese. Mit Ilija Trojanow machen wir uns fußwärts auf den Weg, spazierend, gehend und wandernd lernen wir in sechs Etappen eine andere Art der Welterkundung in den Blicken berühmter Autoren kennen. »... eine höchst lesenswerte Anthologie. Dieses Buch richtet sich an alle, denen es weder um Zeit noch um Geld geht, sondern eine bessere Welt. Du musst dein Leben ändern, ruft es ihnen zu. Mehr gehen!« — Frankfurter Rundschau »Ein reichhaltiges Lesebuch, um vielleicht einen Aufbruch zu wagen.« — Tagesspiegel
- Band: 377
- Autor: Sciascia, Leonardo
- Anzahl Bewertungen: 2
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 16.05.2016
- Genre: Sonstiges
Das ägyptische Konzil
Die wahre Geschichte einer unglaublichen Fälschung im sizilianischen Palermo zu Ende des 18. Jahrhunderts. Das ägyptische Konzil entwirft lakonisch, amüsant und ironisch eine raffinierte Allegorie um Macht, Betrug und Verrat. Während der Adel bei galanten Festen und Spielen die Ständegesellschaft verteidigt, träumen junge Liberale von der Aufklärung nach französischem Vorbild. Don Giuseppe Vella, Maltesermönch, nutzt die Gunst der historischen Stunde am Hof des Vizekönigs zum »großen Betrug«. Des Arabischen zwar kaum mächtig, gibt er eine Biographie des Propheten gleichwohl als Kodex aus, der die feudalen Privilegien des sizilianischen Adels festschreibt. Dafür mit Luxus belohnt, zum Abate und zum Arabisten an der Universität aufgestiegen, erfindet er nun eine neue Sammlung: Das ägyptische Konzil. Er fälscht Dokumente in einem Pseudoarabisch, für dessen Übersetzung ins Sizilianische sich nun alle interessieren, der König, der Klerus, der Adel – es geht um ihre Macht. Es ist ein kolossaler Betrug, der Abate Vella gefährlich wird und Sizilien ins politisch-religiöse Chaos stürzt. Leonardo Sciascia, ein Klassiker der italienischen Literatur, wurde 1921 auf Sizilien geboren und war Volksschullehrer, bevor er sich dem Schreiben und der Politik zuwendete – im Stadtrat von Palermo und als Abgeordneter des Europäischen und des italienischen Parlaments. Schnell wurde er zu einer der markantesten literarischen Stimmen. Der Tag der Eule (1961) und Verfilmungen seiner Bücher machten ihn weltbekannt. 1989 starb er in Palermo.
- Band: 383
- Autor: Wyß, Johann David
- Anzahl Bewertungen: 31
- Ø Bewertung: 4.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 12.12.2016
- Genre: Jugendbuch
Der Schweizerische Robinson
Ende des 18. Jahrhunderts schrieb der Berner Pfarrer Johann David Wyss (Wyß) eine Abenteuergeschichte mit dem Untertitel: „Charackteristick meiner Kinder. In einer Robinsonade“. Erzählt wird darin der Schiffbruch einer Familie, die auf einer unbewohnten Insel strandet und dort, der Wildnis trotzend, ihr Überleben versucht. Sie bauen ein Baumhaus, betreiben Jagd, Fischfang und Viehzucht und kultivieren so die Natur – dank des handwirklichen Geschicks und der botanischen Kenntnisse des Vaters, für den die Herausforderungen des Lebens auf der Insel Anlass sind für die Weitergabe seines Wissens an die Söhne. Die für den privaten Gebrauch und die Erziehung seiner vier Söhne verfasste Geschichte von Johann David Wyß fand erst durch die Herausgabe seines Sohnes Johann Rudolf Wyß in den Jahren 1812/13 und 1826/27 unter dem Titel „Der schweizerische Robinson oder der schiffbrüchige Schweizer-Prediger und seine Familie. Ein lehrreiches Buch für Kinder und Kinderfreunde zu Stadt und Land“ den Weg in die Öffentlichkeit. Es folgten weitere Herausgaben in Europa und in Amerika, die den Ursprungstext bisweilen stark bearbeiteten oder bis zur Unkenntlichkeit kürzten. Der Schweizerische Robinson wurde in über 20 Sprachen ersetzt und vielfach zur Vorlage von Spielfilmen oder Fernsehserien. Das im besten Sinne aufklärerische Werk, das enzyklopädisch Wissen über Naturkunde, Zoologie, Technik und Mechanik vermittelt, hat sogar Jules Verne nachweislich beeinflusst und somit ihren Niederschlag in der Jugend- und Abenteuerliteratur gefunden. Unbekannt ist heute jedoch die Grundlage der häufigen Bearbeitung, die Inspirationsquelle Jules Vernes: der üppige Ausgangstext des protestantischen Pfarrers Johann David Wyß, den die Andere Bibliothek nun wieder in der ersten Bearbeitung durch seinen Sohn Johann Rudolf zugänglich macht – zusätzlich der reichen Illustrationen, die Johann David und sein zweitjüngster Sohn Johann Emanuel parallel zur Entstehung des Werks angefertigt haben.
- Band: 406
- Autor: Verne, Jules
- Anzahl Bewertungen: 30
- Ø Bewertung: 4.4
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 14.03.2022
- Genre: Mystery
Die Jangada
Auf einem fantastischen Floß den Amazonas hinunter
Joam Garral ist Plantagenbesitzer und wird zum Kapitän der Jangada, seines aufwendig konstruierten Floßes, auf dem Platz für sein ganzes Gut mitsamt Kirche und Werkstätten ist. Vor einem Vierteljahrhundert aus Brasilien geflohen, wo er als mutmaßlicher Diamantenräuber irrtümlich zum Tode verurteilt worden ist, macht er sich in Begleitung seiner Familie auf die Reise von Peru am Oberlauf des Amazonas nach Belém in Brasilien an dessen Meeresmündung, um den Heiratswunsch seiner Tochter zu ermöglichen und sich selbst in Manaus vor Gericht zu rehabilitieren.
Ein schweigsamer und unheimlicher Passagier auf seinem Floß ist im Besitz eines Schriftstücks, das seine Unschuld beweisen könnte – doch im Tausch dafür fordert er die Hand von Garrals Tochter. Es ist ein chiffriertes Dokument, das – im Sinne Edgar Allan Poes – kryptologisch zu entziffern wäre, und womit der Roman einsetzt, ist der Schlüssel.
»Die Jangada« wäre jedoch kein Roman von Jules Verne’scher Qualität, wäre das packende Abenteuer auf Leben und Tod nicht verbunden mit der Erkundung der tropischen Natur und der Wunder des südamerikanischen Stroms, die die Flussfahrer auf 800 Meilen auf dem Amazonas begleiten.
- Band: 430
- Autor: Thumann, Michael
- Anzahl Bewertungen: 9
- Ø Bewertung: 0.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 29.09.2020
- Genre: Politik
Der neue Nationalismus
Ein altes Gespenst geht um die Welt: Ein neuer und autoritärer Nationalismus bedroht die liberalen Demokratien
Michael Thumann untersucht historisch, in einer Gesamtschau auf Europa und in einem Blick auf die USA unter Trump die alt-neuen Muster des Nationalismus; eine Idee, die während und nach den Kriegen der Französischen Revolution geboren wurde und sich von West- nach Osteuropa und schließlich über die ganze Welt verbreitete. Nationalismus hat Europa im 20. Jahrhundert gleich mehrfach zerstört und viele Millionen Menschen das Leben gekostet.
Über den Osten und Südosten ist der Nationalismus nach Europa zurückgekehrt. Das Wiedererwachen des serbischen Nationalismus und die Kriege im ehemaligen Jugoslawien führten erstmals die neue Gefahr für den Kontinent Europa vor. In den 1990er-Jahren ist ein neuer Nationalismus entstanden. Nationalisten gewinnen an Zulauf, in Russland, in der Türkei, auch in Deutschland. In Osteuropa benutzen autoritäre Herrscher den Nationalismus als Mittel, um ihre Macht zu erweitern.
Putin und Erdogan, Orbán und Trump in den USA bedrohen die liberalen Demokratien ebenso wie die klassischen Bündnisse. Alle Nationalisten eint: Immer sehen sie in den anderen die Schuldigen und sich als Opfer. Eine Welle von Apologien des Nationalismus überschwemmt die Medien und Buchmärkte, ein zunehmend gewalttätiger und rassistischer Nationalismus auch in Deutschland gefährdet mit terroristischen Anschlägen unsere moderne Zivilisation.
- Band: 445
- Autor: Schmeljow, Iwan
- Anzahl Bewertungen: 6
- Ø Bewertung: 4.6
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 11.10.2022
- Genre: Roman
Der Mensch aus dem Restaurant
Ein Kleinod aus der russischen Erzähltradition: der Kellner von der traurigen Gestalt – eine bleibende Figur der Literatur »zwischen den Revolutionen«.
»Ich bin nicht irgendwer, sondern Kellner in einem erstklassigen Restaurant!« – Der Lakai Skorochodow weiß um seinen Wert: In langen Arbeitsschichten serviert er den vornehmen Damen und begüterten Herren allerfeinste Speisen: Ob Kapaun à la Richelieu, Chaud-froid von Wild mit Trüffeln, Kaviar oder französische Birnen – die Moskauer Hautevolee schätzt die mondäne Speisekarte.
Skorochodow und seine Kollegen, Meister ihres Faches und die aufmerksamsten Diener des Gastgewerbes, verrichten ihren Dienst tadellos. Sie kennen die Wünsche der Restaurantgäste, ihre Arbeit verrichten sie in größter Diskretion – sosehr auch bisweilen die Wünsche vor allem der reichen Männer gegen jede gute Sitte verstoßen.
Ein Kellner ist ein Mensch, der nicht Aufhebens macht um seine Person, der nie spricht, wenn er nicht gefragt wird, und der den hohen Herren und Damen nicht zur Last fällt – den Geboten seines Berufs, dem Befehl, »der Geräuschlosigkeit halber Gummisohlen zu tragen «, folgt der fromme Skorochodow klaglos, das gebietet ihm nicht zuletzt der Glaube daran, dass ein jeder seinen Platz hat. Wenn er keinen schlechten Eindruck macht, bedenken ihn die Herrentische mit großzügigem Trinkgeld, mit dem er Sohn und Tochter auf die höheren Schulen schicken kann.
Als Skorochodow jedoch eines Tages von seinem Untermieter wegen einer Nichtigkeit bei der Polizei verleumdet wird, beginnt eine Verkettung der kleinen und großen Unglücke: Aufrührerischer Gesinnung verdächtig, wird sein Sohn erst der Schule verwiesen und schließlich eingekerkert – Skorochodow, der sich bisher in sein Schicksal fügte, beginnt einen Sinn für Ungerechtigkeit und Missstände zu entwickeln.
Geschult an Puschkin, Gogol und Dostojewski, hat Iwan Schmeljow nach der gescheiterten Revolution von 1905 das Urbild des anständigen Dieners entworfen, den Kellner von der traurigen Gestalt, den elenden Arbeiter, dessen Sittlichkeitsgefühl und Güte ihn über seine Herren erhebt. Von Maxim Gorki in höchsten Tönen gelobt, wurde Schmeljow mit Der Mensch aus dem Restaurant für die Kellner und Gasthoflakaien Russlands, aber auch für die entrechteten prekären Klassen zu einem von ihnen.
Vor dem Furor der Bolschewiki floh Schmeljow 1920 nach Paris – für seine ergreifend- schöne Prosa, für seinen menschlich-zugewandten Blick war in der Sowjetära kein Platz. Zu entdecken ist eine rührend-hoffnungsvolle, engagierte Literatur aus einer Zeit, da Sozialkritik im Begriff war, in Revolution umzuschlagen.
- Band: 449
- Autor: Pöhlmann, Christiane
- Anzahl Bewertungen: 3
- Ø Bewertung: 0.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 21.06.2022
- Genre: Krimi
Baron Santafusca und der Priester aus Neapel
»Die Kunst ist eine göttliche Angelegenheit, aber hin und wieder empfiehlt es sich, auch für die Leser zu schreiben.« — Emilio De Marchi (1851–1901)
Der eine ist ein Lebemann, ein großer Spieler: Baron Carlo Coriolano, letzter Nachfahre aus dem neapolitanischen Geschlecht Di Santafusca. Im Taumel der italienischen Einigungskriege spielte er noch eine glänzende Rolle, jetzt, in den 1880er-Jahren des neuen Italien, ist der 45-Jährige vor den Augen aller ruiniert. Der andere ist ein Priester, zerfressen von Habgier und Geiz: Don Cirillo, der den Armen die Gewinn-Nummern der Lotterie weissagt.
Beide treffen beim Verkauf des verfallenden Landguts der Santafuscas aufeinander. Der eine will dadurch dem Gefängnis entgehen, der andere wittert das Geschäft seines Lebens. Doch im Baron Santafusca steckt ein Raskolnikow – er will den Priester in eine Falle locken.
Noch am letzten Tag vor seinem plötzlichen Verschwinden aus Neapel hat Don Cirillo einem Hutmacher zu einem fulminanten Lotteriegewinn verholfen – danach ward er nie mehr gesehen. Doch wie ein quälender Dämon taucht sein Hut mit dem leuchtenden Seidenband immer wieder auf und treibt den vermeintlichen Übermenschen Di Santafusca in den Abgrund des Wahnsinns: »Der Priester war stärker als er.«
Emilio De Marchi gelang mit seinem 1887 veröffentlichten Experiment eines realistisch abgründigen Feuilletonromans voller literarischer Anspielungen ein enormer Erfolg mit vielen Übersetzungen in Europa. Tomasi di Lampedusa mit seinem Der Leopard und Alessandro Manzoni mit seinen Die Verlobten kommen dem zeitgenössischen Leser gleich in den Sinn. Und Neapel war schon damals en vogue. In Italien gilt Baron Santafusca und der Priester aus Neapel heute als einer der ersten Kriminalromane.
Gleichzeitig zeichnet Emilio De Marchi ein atmosphärisches Bild der damaligen neapolitanischen Gesellschaft voller genrehafter Szenen.
- Band: 452
- Autor: Hauck, Elias
- Anzahl Bewertungen: 5
- Ø Bewertung: 4.8
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 20.09.2022
- Genre: Autobiographie
Wer war ich?
Sie ist die Ur-Ahnin der deutschsprachigen Comedy – und hierzulande doch völlig unbekannt. Deutschland war zu klein für eine Persönlichkeit ihres Formats: Ihre Karriere führte sie bis in den New Yorker New Yorker. Ein Nachlassfund entdeckt uns erstmals die Cartoonistin, Gag-Schreiberin, Karikaturistin und TV-Autorin Ricarda Willimann – eine Sensation wie gemacht für die Andere Bibliothek.
Ein unwahrscheinlicher Sperrmüllfund vor dem Marbacher Literaturarchiv, der die Kulturgeschichte umschreiben wird: Anhand des nie gelesenen Tagebuchs und der Skizzenhefte von Ricarda Willimann lernen wir die keineswegs exemplarische Biographie einer vielseitig begabten, rastlosen Humoristin kennen, die in Fernsehstudios und Zeitschriftenredaktionen bleibende Spuren hinterlassen hat. Es wird klar: Das letzte halbe Jahrhundert der (nicht nur!) bundesrepublikanischen Comedy und Satire lässt sich ohne ihren Einfluss nicht erzählen.
Ob in den 1980er-Jahren in der Redaktion der Titanic, die ohne sie nie entstanden wäre, in den Studios der TV-Spaßmacher oder als Ideengeberin des großen Loriot – es gibt kaum einen Bereich deutschsprachiger Humoristik, in dem sie nicht gewirkt hätte, bis sie ihre Karriere im Ausland krönte, wo sie unter anderem die Cartoonisten des New Yorker in der Kunst der Pointe unterwies.
Die Generationen der Spaßmacher nach ihr haben sie nicht vergessen – und doch ist der emsig im Hintergrund schreibenden und zeichnenden Willimann und ihrem einzigartigen Witztalent bisher kein Denkmal gesetzt worden. Mit diesem Band, der neben Tagebucheinträgen und Cartoons und Karikaturen aus ihrem Skizzenbuch auch TV-Sketche für Loriot und Frank Elstner enthält, wird das Leben einer außergewöhnlichen Figur der Unterhaltungsbranche nachvollziehbar. Wir erleben eine dauerrauchende Gretel-Dampf-in-allen-Gassen, die schon zur »show runnerin« wurde, bevor es diese Berufsbezeichnung gab, und folgen ihr durch ihre Berliner Jugend in den 1950er- und 60er-Jahren (»Zwei wichtige Dinge aus der Kindheit habe ich mir bis heute bewahrt: das Stehlen und das Lügen.«), nach Frankfurt zu den Anfängen der Titanic in den 80ern (ihr prophetischer Cover-Entwurf »Warum nicht mal eine Frau?« war damals Martin Sonneborn zu progressiv) bis in die USA.
Angereichert sind Ricarda Willimanns eigene Texte und Zeichnungen durch die Erinnerungen der Prominenz des Show- und Satiregeschäfts, die ihr hier endlich ihre Reverenz erweisen: Moritz Hürtgen stellt ihren »Rauchergedichte«-Zyklus vor, der seinerzeit unter Pseudonym erschien. Miriam Wurster und Paula Irmschler gedenken Willimanns als Vorbild an Zeichenstift und Schreibmaschine. Wigald Boning berichtet von ihrem letzten TV-Auftritt in seiner Sendung »Im Schwitzkasten«, in der sich Talkshowgastgeber und Gast nackt in der Sauna begegneten. Dominik Bauer schreibt erstmals über die im Jahr 2011 gerichtlich untersagte Ricarda-Willimann-Retrospektive. Max Goldt bedauert, ihrem Rat ein einziges Mal gefolgt zu sein. Frank Elstner erzählt, wie er mit Ricarda morgens Rosé aus der Kaffeetasse trank – und Tex Rubinowitz spricht erstmals von seiner großen, aber kurzen Liebe zu Ricarda Willimann.
Mit Beitragen von Maren Amini, Dominik Bauer, Wigald Boning, Bernd Eilert, Torsten Gaitzsch, Max Goldt, Arnold Hau, Joachim Hentschel, Jakob Hein, Moritz Hürtgen, Paula Irmschler, Alexander Kühn, Robert von Lucius, Julia Mateus, Til Mette, Denis Metz, Claudia Römer, Tex Rubinowitz, Anja Rützel, Schilling & Blum, Christian Y. Schmidt, David Schuh, Ulrike Sterblich, Margarete Stokowski, Tim Wolff, Martina Werner, Miriam Wurster, Michael Ziegelwagner.
Jan Böhmermann: »Ricarda Willimann ist die lustigste Frau Deutschlands.«
Anke Engelke: »Ricarda Willimann? Oh Gott, der schulde ich doch noch tausend Mark.«
Elias Hauck: »Ricarda Willimann hat sich selbst ungern ›Karikaturistin‹ genannt. Das Wort war ihr einfach zu lang.«
- Band: 453
- Autor: Tietze, Rosemarie
- Anzahl Bewertungen: 4
- Ø Bewertung: 4.7
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 18.10.2022
- Genre: Krimi
Die großen Brände
»Schlaft nicht! Die großen Brände sind vorüber, noch größere stehen uns bevor.«
Schmetterlinge, Brände und Explosionen, Verkleidungen und Doppelgänger, Entführungen und Morde, Fenstersprünge, ein Irrenhaus und vieles mehr: »Dem Leser schwirrt der Kopf«, schrieb Alexej Tolstoi, einer der Autoren dieses köstlichen Kollektivromans, der mit einer unheimlichen Brandmetapher endet.
Es ist ein literarisch-sowjetisches Kabinettstück von 25 Autoren (vierundzwanzig Autoren und einer Autorin) aus der Zeit der russischen Moderne, dazu gehören Isaak Babel, Michail Sostschenko und drei weitere Autoren der »Serapionsbrüder« aus Petrograd. Die großen Brände erschien 1927 in der Zeitschrift »Ogonjok«, verbreitet in einer Auflage von fast einer halben Million Exemplaren. Die grelle und spannende Geschichte um geheimnisvolle Brände vereinte Autoren aus völlig unterschiedlichen politischen Richtungen, sie war ein Experiment.
Die Autorenphantasie, angeführt von Alexander Grin im ersten Kapitel, entflammte an selbstentzündlichen brandstiftenden Schmetterlingen: »Der Schmetterling hatte grellgelbe Flügel mit blauem Rand, samtig wie jene tropischen Exemplare.«
Tag für Tag brennt es in Slatogorsk – ein Wohnheim, das Gerichtsarchiv, ein Tanker im Hafen, schließlich explodiert der städtische Pulverturm. Die erfundene Provinzstadt im sowjetischen Süden am Meer wird zum »Brennpunkt des Weltgeschehens«. Schmetterlingsund Brandgeschichten, von einem Autor zum nächsten Autor weitergereicht, entfachen ein phantastisch kriminalistisches Verwirrspiel, es wird zu Zeitsatire und Parodie.
Ilja Ehrenburg mit seinem Bewegten Leben des Lasik Roitschwantz (Band 375) oder Ilf und Petrow mit ihrem schelmischen Goldenen Kalb (Band 340) und Kolokolamsk (Band 371) grüßen aus der Nähe. Leitsterne dieses Gemeinschaftswerks, voller ironischer Selbstkommentare und postmodernem Spiel, sind Nikolaj Gogol und E. T. A. Hoffmann.
Es wimmelt von wunderlichen Genossen aus dem sowjetischen Milieu im Umfeld der Neuen Ökonomischen Politik jener Tage: Da ist Berloga, Zeitungsreporter von Rotes Slatogorje, immer mehr rückt der Kommissar Kukerow in den Vordergrund, ein Mann mit Gummimantel und Riss am Ohr hastet vorbei, skurril sind Ganoven wie »Petka das As« oder »RosinenMischka« – und ein großes Geheimnis umgibt den greisen Konzessionär Mister Struk in seiner futuristischen Villa, der einen Wolkenkratzer bauen möchte und eine Konzession aus Moskau braucht.
»So, ihr seid also unzufrieden, verehrte Bürger und Genossen? Man hat euch in Unruhe versetzt? Hat euch aus eurer Ruhe aufgeschreckt? … Wer tut das? Verantwortungslose Schreiberlinge, sowjetische Literaten, alle möglichen Babels und Libedinskis drohen euch mit Mordanschlägen, ausländischer Terrortechnik und ähnlichem Quatsch? In der Tat, lohnt es sich denn, seine Zeit mit Gesprächen über Explosionen und Brände zu vergeuden, wo ihr doch echte Sorgen habt – die Möbel, die Steuern, die Reisen zur Kur! Doch wenn ihr den literarischen Phantasten nicht glauben wollt, wenn euch die aufrichtige Besorgnis dieser stets unruhigen und hellhörigen Menschen nicht wachrütteln kann, dann mögen euch jetzt die Zeitungen mit dem Holzhammer auf den Kopf schlagen!«
- Band: 461
- Autor: Adameşteanu, Gabriela
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 17.05.2023
- Genre: Roman
Der Trevi-Brunnen
Mit der Reife des Alters spürt sie den Unterschieden zwischen denen nach, die gingen, und denen, die blieben, sie überdenkt ihre Träume, von denen einer sie nicht verlassen hat: Ihr Leben in einen Roman zu verwandeln.
Letitia Branea hat sich in ihrer neuen Welt eingerichtet, seit langem lebt sie mit ihrem Mann Petru Arcan in einer Kleinstadt im stillen ländlichen Frankreich . Doch kehrt sie regelmäßig nach Bukarest zurück, um das ehedem vom kommunistischen Ceaușescu-Regime konfiszierte „schöne Erbe“ eines Onkels zurückzuerhalten. Bei Sultana Morar, ihrer einzigen verbliebenen Freundin aus Studientagen, wohnt sie zu diesen Anlässen – und wird von der rumänischen Vergangenheit immer wieder schmerzlich eingeholt; zu der gehört ein weitverzweigter Familien- und Bekanntenkreis und das eng verwebte Leben zwischen den Generationen; den Eltern und den Kindern, die von den Dezembertagen des Jahres 1989, als die „Revolution“ eine neue Freiheit brachte, schon bald nichts mehr wissen wollen.
Für sie, mit neuen Moden und Stilen vertraut, ist der berühmte Trevi-Brunnen in Rom das Sinnbild von Liebe, freiem Leben und Rückkehr. Ein Münzwurf. Ein Versprechen.
Ein Tag Bukarest lässt in Bruchstücken ihre kollektiven wie intimen Erinnerungen wiederkehren, Erinnerungen an das gesellschaftliche Provisorium eines gelähmten Landes und an das amouröse Provisorium eines Lebens zwischen Ehemann und Geliebtem.
Letitia Branea gleitet in ihren Selbstbefragungen von einem Land und einem Leben ins andere, aus der Vergangenheit in die Gegenwart: Die Ausgewanderte holen ihre rumänischen Tage ein. Gibt es ein zweites Leben?
Was ist geblieben von der heimlichen Liebe, die sie mit dem politischen Opportunisten Sorin Olarau verband, der sie fallengelassen, verraten hat? Ihre Trennung hat sie an die Seite derer getrieben, die ins Exil gehen mussten. So wie Petru Sorin, der junge Universitätsdozent, den Letitia geheiratet hat, der seinen Beruf nicht mehr ausüben durfte und sich über den Weg durch deutsche Flüchtlingslager bei Radio Free Europe in München wiedergefunden, aber in Deutschland nie Fuß fassen konnte und rumänischen Boden nie wieder betrat. Erst als sie beide schon über 50 waren, haben sie sich in Deutschland wiedergefunden.
Letitia Braneas Mantra im reif gewordenen Leben lautet: Ich bin eine andere geworden. Sie will nicht mehr eintauchen in die Geschichte der verlorenen Jahre, sie will auf die Überraschungen der Zukunft setzen.
Mit all ihrer psychologisch raffinierten und eleganten Erzählkunst, die mehr denn je von lebendigen und temperamentvollen Dialogen des schier unüberschaubar reichen Personals je lebt, schreibt Gabriela Adameşteanu in der unterhaltsamen Selbstbeobachtung ihrer hellsichtigen Hauptfigur eine Chronik von fünfzig Jahren rumänischer Geschichte, entwirft sie ein atmosphärisches Panorama von Bukarest.
Mit weiblicher Lebensklugheit und Klarsicht, mit kühlem Pathos folgt Gabriela Adameşteanus Prosa ihren großen Themen: Liebe und Verrat, Exil, Heimat, Fremde und fremde Heimat; Schuld und Versöhnung – und Alter.
Gabriela Adameşteanus Frauengestalt Letitia Branea ist ihren Weg gegangen: Sie ist uns schon aus anderen Lektüreabenteuern vertraut. Als Hauptfigur ihrer Romane Der gleiche Weg an jedem Tag, der in den rumänischen 1950er und 60er Jahren angesiedelt war und in ihrem Buch Provisorium der Liebe (Aufbau 2021), das uns in die 70er führte. Mit Der Trevi-Brunnen hat diese rumänische „Suche nach der verlorenen Zeit“, Gabriela Adameşteanus die Jahrzehnte umspannende Letitia-Trilogie, ihren krönenden Abschluss gefunden.
- Band: 462
- Autor: Shiel, Matthew Phipps
- Anzahl Bewertungen: 1
- Ø Bewertung: 0.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 19.06.2023
- Genre: Roman
Die purpurne Wolke
Adam Jefferson heißt dieser Mensch, der Ich-Erzähler dieses „postapokalyptischen“ Romans. Auf dem Schiff Boreal wird er sich als Arzt, Botaniker und meteorologischer Assistent einer fünfköpfigen britischen Expedition zum Pol anschließen – nur einer unter ihnen kann als erster Mensch den Pol erreichen, ihm winkt unermesslicher Reichtum.
Als einziger Überlebender tritt Adam Jefferson einen Rückmarsch von epischer Dimension durch das ewige Eis in die Zivilisation an und wird entdecken: tote Tiere und tote Menschen. Eine purpurne und giftige Wolke ist nach einer vulkanischen Explosion im pazifischen Ozean von Ost nach West um den Globus geweht. Die Menschheit ist einem purpurnen Gas mit dem Aroma von Pfirsichblüten zum Opfer gefallen. Der letzte Überlebende findet sich in einer unbewohnten Welt wieder, in unermesslicher Einsamkeit, umgeben von Kadavern und Relikten. In einer jahrzehntelangen Odyssee und in einem irren Rausch aus Vernichtung und Allmachtswahn irrt er über die Meere durch die ausgestorbenen Städte der Welt, um die Monumente der Vergangenheit zu zerstören, verbrennt London und Paris, Rom und Venedig, Peking oder Konstantinopel. Aber ihm wird begegnen, was er vor allem gefürchtet hat, ein weiterer Mensch ist auf der Erde verblieben – eine Frau, eine Eva.
Mit dem Versprechen, der Pol sei wie der Baum der Weisheit im Garten Eden, hat sich Adam Jefferson zu seiner Arktisexpedition verführen lassen und findet sich einem Robinson Crusoe gleich statt auf einer abgelegenen Insel auf der entvölkerten Erde wieder – wo eine neue Schöpfung der Zivilisation beginnen kann.
Matthew Phipps Shiel ist ein literarischer Exzentriker in seiner Gattung. Für seine einfallsreichen und dramatisch spannenden Szenerien, für seine dämonischen Delirien und Traumbilder hat er eine wie barock ausschweifende Sprache gefunden.
In der Tradition von Mary Shellys Der letzte Mensch und H. G. Wells Der Krieg der Welten, in der Verbindung von Physik und Metaphysik im Gefolge von Edgar Allan Poe, voll von profundem Wissen über Geologie und Biologie, geprägt von fin-de-siècle-Apokalyptik und Orientalismus ist H. P. Shiels bekanntestes und auch verfilmtes klassisches Werk neuübersetzt endlich wiederzuentdecken.
- Band: 463
- Autor: Blum, Klara
- Anzahl Bewertungen: 7
- Ø Bewertung: 0.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 18.07.2023
- Genre: Roman
Der Hirte und die Weberin
Der einzige vollendete Roman einer der großen deutsch-jüdischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts
Eine jüdische Schriftstellerin aus der Bukowina und ein kommunistischer Theaterregisseur aus China: Im Moskauer Exil der 1930er Jahre lernen sie sich kennen und lieben. Aber nur drei Monate sind sie zusammen, dann verschwindet er spurlos, und die Zurückgebliebene macht sich auf die Suche. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führt sie die Spur ins vom Bürgerkrieg zerrüttete China. In einer Hütte begegnen sich die beiden nach elf Jahren wieder und verbringen die Nacht miteinander. Doch was wiegt schwerer, das persönliche Glück oder die gesellschaftliche Aufgabe, der sie sich verschrieben haben? Im Spiegel der chinesischen Legende vom Hirten und der Weberin erzählt Klara Blum, die große Unbekannte und Außenseiterin der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, eine kämpferische Liebes- und Lebensgeschichte, die auch ihre eigene ist.
»Ein erstaunliches Buch: die Verbindung von revolutionärem Elan, Ironie, Erzählfreude, humorvoller Ost-West-Pastichekunst mit Tendenzen zur Selbststilisierung.« Sandra Richter
Mit einem Essay von Julia Franck
- Band: 464
- Autor: Grünberg, Arnon
- Anzahl Bewertungen: 22
- Ø Bewertung: 0.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 15.08.2023
- Genre: Roman
Gstaad
Das frühe Meisterwerk des niederländischen-Bestseller-Autors – erstmals auf Deutsch
Menschen, die nichts werden können, müssen das werden, was sie spielen. Für den jungen François Lepeltier, der hier scheinbar unbedarft seine Lebensgeschichte ausbreitet, ist das die Essenz des Überlebens. Von der Mutter, einem Zimmermädchen mit kleptomanischen Anwandlungen, wird François in der Pension Sonnenhügel in Baden-Baden aufgezogen. In Stuttgart gibt er sich als Zahnarzt aus, bevor er als Portier und Skilehrer reüssiert – Etappen auf dem Weg zum Gipfel seiner Karriere: François wird Sommelier im noblen Palace Hotel, hoch oben in den Bergen von Gstaad in der Schweiz. Doch wer so hoch aufgestiegen ist, der kann nur fallen. Im Gewand eines Schelmenromans wirft Arnon Grünberg einen tiefen Blick in menschliche Abgründe. Entstanden ist ein rabenschwarzer, sarkastischer Roman, der seine Leser abwechselnd lachen und schaudern lässt.
»Ein Buch wie ein Beil. Nach der Lektüre spürt der Leser in sich einen unermesslichen, gähnenden Abgrund.« NRC Handelsblad
»Voll grimmiger Komik und Unerbittlichkeit« The New York Times
- Band: 465
- Autor: Choukri, Mohamed
- Anzahl Bewertungen: 5
- Ø Bewertung: 0.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 19.09.2023
- Genre: Roman
Zeit der Fehler
20 Jahre nach seinem Tod: Die Wiederentdeckung des meistgelesenen Schriftstellers Marokkos, der jahrzehntelang wie Salman Rushdie auf der berüchtigten schwarzen Liste der Islamisten stand.
Ein Leben im Marokko der 1950er Jahre: Der zwanzigjährige Erzähler ist ein Rauf-, Sauf- und Hurenbold und zugleich ein ängstliches, einsames Kind. Nun ist er begierig darauf, lesen zu lernen. In 27 Kapiteln erzählt er, direkt und schonungslos, von einem Leben auf Messers Schneide, von den Tagen in der Schule in Larache und fiebrigen Nächten in Tanger. Darin verwoben die Gefühle und Erinnerungen: die zitternden Hände bei den ersten Schreibversuchen, die Jagd nach Essbarem, die Kälte und die Sehnsucht nach Rausch und Leidenschaft. Um zu Geld zu kommen, lässt er sich auf krumme Geschäfte ein. Das Geld braucht er nicht in erster Linie für Essen und Bleibe, sondern für Haschisch, Wein und Prostituierte. Doch immer mehr dringt Mohamed in die für ihn neue Welt der Bücher ein, und unmerklich geht eine Wandlung in ihm vor.
»Mohamed Choukris Leben ist spannender, poetischer, verzweifelter und wilder, als jeder Roman sein könnte. Und er hat es in blendenden Bildern festgehalten, die das Lesen zu einem Erlebnis machen – zu einem Erlebnis, das aufwühlt, das im Schrecken fasziniert.« SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
- Band: 466
- Autor: Asserate, Asfa-Wossen
- Anzahl Bewertungen: 12
- Ø Bewertung: 0.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 10.10.2023
- Genre: Politik
Deutsch vom Scheitel bis zur Sohle
Ein Spaziergang durch die Seelenlandschaft der Deutschen mit Bestseller-Autor Asfa-Wossen Asserate
Als Asfa-Wossen Asserate im Sommer 1968 zum Studieren aus Addis Abeba nach Tübingen kam, geriet er mitten hinein in die Studentenbewegung. Inzwischen besitzt der äthiopische Prinz die deutsche Staatsbürgerschaft, von seinen englischen Freunden wird er liebevoll »My favourite Kraut« genannt. Nach über fünfzig Jahren in Deutschland ist es an der Zeit für ein persönliches Fazit. Anhand eines Wörterbuches – der Autor nennt es ein Vademecum – geht er deutschen Eigenheiten, Marotten und Klischees auf den Grund und spart dabei seine eigenen Vorlieben nicht aus. Das Alphabet erlaubt es ihm, leichtfüßig von einem Thema zum nächsten zu springen: vom Abendbrot zur Autobahn, von der Bratwurst zur Burschenschaft, vom Gartenzwerg zum Gendersternchen, von der Kehrwoche zur Kollektivschuld, von der Waldeinsamkeit zum Wertstoffhof bis zum Zapfenstreich.
- Band: 469
- Autor: Toller, Ernst
- Anzahl Bewertungen: 6
- Ø Bewertung: 4.7
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 15.01.2024
- Genre: Autobiographie
Eine Jugend in Deutschland
Das Porträt einer Generation und ein packendes Stück deutscher Geschichte
Eine Jugend in Deutschland, voller Hoffnung und voller Enttäuschung: Als Freiwilliger zieht Ernst Toller begeistert in den Ersten Weltkrieg und kehrt, für kriegsuntauglich erklärt, als bekennender Pazifist zurück. In München schlägt er sich im November 1918 auf die Seite der Revolution, wird zum Anführer der Räterepublik und erlebt deren tragisches Scheitern. Er wird steckbrieflich gesucht und zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Als er im Juli 1924 das Gefängnis verlässt, ist Ernst Toller eine nationale Berühmtheit.
In seinem aufrichtigen, meisterhaft lakonisch erzählten Buch beschreibt der Schriftsteller die ersten dreißig Jahre seines Lebens – ein Klassiker der autobiographischen Literatur und ein Schlüsseltext zur deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Ediert und erläutert von Ernst Piper, mit zahlreichen historischen Abbildungen, Faksimiles und Dokumenten.
- Band: 471
- Autor: Anderson, Edith
- Anzahl Bewertungen: 0
- Ø Bewertung:
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 14.03.2024
- Genre: Historische-Romane
A Man's Job
Eine jüdische Amerikanerin träumte vom Sozialismus – Wiederentdeckung einer unbeugsamen Autorin
Diese erstaunliche Geschichte über die Frauen, die während des Zweiten Weltkrieges die Jobs der Männer übernehmen, um das gesellschaftliche Leben aufrechtzuerhalten, basiert auf wahren Hintergründen – die Autorin selbst war eine von ihnen.
Worauf beruht eigentlich die uralte Vorstellung von der Überlegenheit der Männer?, fragen sich die jungen Frauen hier am Bahnhof von Port Empire, New Jersey, USA. Anstelle ihrer abwesenden Männer, Brüder und Söhne sind sie es, die den Eisenbahnverkehr am Laufen halten. Argwöhnisch werden sie von den verbliebenen männlichen Kollegen empfangen. Ihnen werden die am schlechtesten bezahlten Fahrten angedreht und spezielle Dienstvorschriften aufgezwungen, die nichts als Schikane sind. Und dann werden die Schaffnerinnen auch noch gegeneinander ausgespielt.
Die vorliegende Neuübersetzung folgt dem Originalmanuskript und wird ergänzt um einen biographischen Essay von Carolin Würfel, Autorin des Bestsellers »Drei Frauen träumten vom Sozialismus: Maxie Wander, Brigitte Reimann, Christa Wolf«.
- Band: 476
- Autor: Zweig, Arnold
- Anzahl Bewertungen: 6
- Ø Bewertung: 5.0
- Medium: Buch
- Veröffentlicht: 13.08.2024
- Genre: Politik
De Vriendt kehrt heim
Der früheste Roman über den Nahostkonflikt: Weltliteratur mit Kriminalhandlung von global-politischer Brisanz
An einem Spätsommerabend des Jahres 1929 wird der Schriftsteller und Jurist Jizchak Josef de Vriendt in Jerusalem erschossen. Ein Attentat aus dem Hinterhalt. Kommt der Mörder aus den zionistischen Kreisen, die in dem klugen, auf Ausgleich mit der arabischen Seite bedachten Politiker einen Verräter an der nationalen Sache sehen? Oder aus der Familie des jungen Arabers Saûd, der für de Vriendt mehr war als ein Schüler? Mr. Irmin, Chef des Geheimdienstes bei der britischen Verwaltung von Palästina, ein Freund de Vriendts und eingeweiht in dessen Freigeisterei, will den Täter stellen. Seine Fahndungen konfrontieren ihn mit der explosiven Situation im Land, den rivalisierenden Bevölkerungsgruppen der Araber, Juden und Christen, mit einer überwältigenden Landschaft und einer historischen Tradition von mehr als dreitausend Jahren.
Arnold Zweigs Roman von 1932 gilt als erster historischer Roman über den Nahostkonflikt und basiert auf einem wahren Mordfall. Mit seiner literarischen Bearbeitung der Ereignisse vermag er den Verstrickungen auf den Grund zu kommen, die die Welt noch immer in Atem halten.
»Ein politischer Mord ist Drehpunkt dieses ersten historischen Romans über das Land Palästina/Israel – vor einem explosiven politischen Hintergrund, der die Anfänge heutiger Konflikte im Nahen Osten aufzeigt.« Arnold Zweig, 1932
»Man ist so erlebenssatt, nachdem man durch ist – der Stoff, sein Reichtum, die Schärfe der Zeichnung, die Unparteilichkeit der Schilderung, das nimmt Besitz von einem.« Sigmund Freud