Noch ein Buch über das Altern?
Noch ein Buch über das Altern? Wir erleben derzeit eine Flut von Büchern zu diesem Thema, die mit den Titeln wie »Mit Verstand altern«, »Restlaufzeit«, »Alt werde ich später«, die Bestsellerlisten erobern. Die Botschaften dieser Bücher sind im Wesentlichen deckungsgleich: Fit bleiben durch regelmäßige körperliche und geistige Aktivitäten. Soziale Kontakte pflegen, um sich vor Einsamkeit und Depressionen zu schützen, Hobbies und Interessen ausbauen und natürlich positiv denken, wie könnte es auch anders sein?
Ja, in den letzten Jahrzehnten fand ein gesellschaftlicher Wandel statt, hin zu einem positiveren Bild des Alters. Dazu haben auch die zahlreichen Veröffentlichungen und die prominenten Vorbilder beigetragen. Und zu diesen Vorbildern zählt sicherlich auch Elke Heidenreich.
Wenn sich die 81-Jährige Elke Heidenreich mit dem Thema Altern beschäftigt, schreibt sie kein gewöhnliches Buch über das Altwerden. Kein Ratgeber, und doch findet man Rat, tiefgründig und berührend. Sie schreibt über ihr eigenes Leben und sagt schonungslos mit sich selbst, was sie denkt. Es ist ein philosophischer Essay von rund 100 Seiten entstanden, in dem Heidenreich so viel Weisheit wie möglich hineingepackt hat. Dabei bezieht sie sich auf eine Vielzahl von Autoren, darunter Seneca, Rilke, Proust, Gottfried Ben und Goethe. Schon nach den ersten Seiten wird deutlich, dass Heidenreich auf ein Leseleben zurückblickt. Hilfe und Rat fand sie in der Literatur und sagt von sich selbst, dass Bücher ihr Leben gerettet haben.
Sie schreibt in ihrem Buch, »Ich bin das, was ich gelebt habe, und das, woran ich mich erinnere. Erinnern führt ins Innere.« Sie lässt uns in ihrem Essay daran teilhaben, an ihrem besonderen Talent, das Glücklichsein und das Unglücklichsein, auszuleben, schwierige und falsche Entscheidungen getroffen zu haben. Es ist kein übliches Buch über das Altwerden, sondern ein kämpferisches Essay für ein erfüllendes Leben im Alter.
Das Buch ist bei Hanser Berlin erschienen.
Altern
Reihe Leben: Elke Heidenreich schreibt ganz persönlich über ein Thema, das uns alle betrifft. Ein ehrliches Buch über das Altern, das Mut macht.Alle wollen alt werden, niemand will alt sein. Der Widerspruch ist absurd, das Leiden daran real. Wie lernen wir, so gut wie möglich damit zurechtzukommen? Geht das, alt werden und ein erfülltes Leben führen? Elke Heidenreich hat sich mit dem Altwerden beschäftigt. Herausgekommen ist dabei ein Buch, wie nur sie es schreiben kann. Persönlich, ehrlich, doch nie gnadenlos, mit einem Wort: lebensklug. Sie denkt über ihr eigenes Leben nach, und das heißt vor allem, über ihre Beziehungen zu anderen Menschen. Im Alter trägt man die Konsequenzen für alles, was man getan hat. Aber mit ihm kommt auch Gelassenheit, und man begreift: "Das meiste ist vollkommen unwichtig. Man sollte einfach atmen und dankbar sein."
Kommentare
Edward Poniewaz
Kolumnist auf lesehits.deHier gebe ich konstruktives Feedback zu Neuerscheinungen, zum Buchmarkt und zu gesellschaftlichen Themen.