Episoden reihen sich ein wie graue oder schwarze Perlen. Die Worte sind der Tropfen Licht, den man im tintenschwarzen Entsetzen noch empfangen kann.
Die Aleuteninseln sind der letzte Pfeiler einer versunkenen Brücke, die einst Asien mit Amerika verband. In dieser Winterwelt mit ihren flammenden Vulkanen leben die Einwohner seit undenklichen Zeiten ihr täglich im Kampf mit der unbarmherzigen Natur gefährdetes Leben. Doch dann erfolgt die Begegnung mit dem Industriezeitalter. Das erste Schiff, das vor Attu Anker wirft, halten die Aleuten für einen ungeheuren Vogel, bis aus seinem Leib fahlhäutige Männer strömen, die von den Inselbewohnern arglos willkommen geheißen werden. Aus der gemeinsamen Otterjagd wird bald Sklaverei. Die Begegnung mit der Moderne wird zur Tragödie.
Überwältigt stehen 1519 Cortés und seine Truppen vor einer Stadt, die an Größe, Pracht, Einwohnerzahl und Baukunst alles übertrifft, was sie aus der alten Welt kennen: Tenochtitlan mit seinen Hunderten von Tempeln, Palästen, mit seinen überquellenden Märkten, gebaut inmitten der Lagune, verbunden durch ein ausgeklügeltes System von Dämmen und Brücken. Als Abgesandter Gottes wird Cortés mit Blumen überschüttet. Danach hat die Gier nach Gold und Macht die reichste Stadt der Welt in Schutt und Asche gelegt. Durch die Augen eines aztekischen Weisen erzählt Sánchez über den Untergang der Azteken. Dieser historische Roman ist wie ein grandioser Monumentalfilm, der aber nie an der Oberfläche der Ereignisse bleibt, sondern die Weltsicht der Azteken, die Vorstellung von Kosmos und Zeit, ihre geistigen und kulturellen Leistungen vermittelt.
Havanna im Herbst 1989: Fischer entdecken am Strand eine Leiche. Wie sich herausstellt, war der Tote ein hoher Funktionär der kubanischen Regierung, bis er sich vor elf Jahren in die USA absetzte. Damals zuständig für die Enteignung der Bourgeoisie, hatte er sich viele Feinde geschaffen. Warum kehrte er nach Kuba zurück? Wollte er wirklich nur seinen schwer kranken Vater besuchen? Oder gab es einen anderen Grund?
Im vierten Teil des Havanna-Quartetts begegnet Teniente Mario Conde abgehalfterten Funktionären und den alten Familien, die viel, aber längst nicht alles verloren haben. Während der Hurrikan Félix unbarmherzig auf Havanna zurast, fühlt Mario Conde, dass ein wichtiger Abschnitt seines Lebens zu Ende geht.
Alain Gresh widmet sich sowohl den Wurzeln des Konflikts zwischen Israel und Palästina, als auch den allerjüngsten Entwicklungen. Über die faktenreiche und übersichtliche Darstellung hinaus stellt er die in diesem Zusammenhang heiklen und immer wieder tabuisierten Fragen – und scheut sich nicht, Stellung zu beziehen. Er misst die Ansprüche der verfeindeten Parteien an universellen Kriterien: an den Prinzipien des Humanismus, ohne die, so Gresh, eine dauerhafte und friedliche Lösung kaum vorstellbar scheint.
»Überzeugt von der Kraft der Vernunft und der Notwendigkeit, Vorurteile zu überwinden, habe ich versucht, den angeblich so komplizierten Orient zu verstehen und dieses Verständnis zu vermitteln.«
1685: Von heute auf morgen hat das ruhige Leben des Arztes Peter Blood ein Ende. Weil er einen verwundeten Edelmann behandelt, der in den Aufstand gegen König James II. verwickelt ist, wird er als Verräter verurteilt. Man deportiert ihn als Sklaven nach Barbados, wo er einem brutalen Plantagenbesitzer zu dienen hat. Der Angriff spanischer Piraten gibt seinem Leben erneut eine dramatische Wendung: Der Arzt wird zum gefürchteten Freibeuter.
Einer der großen Romane des 20. Jahrhunderts, der als Vorlage für den erfolgreichen Hollywoodfilm Unter Piratenflagge mit Errol Flynn diente.
In den Jahren, als noch keine Dampfboote den mächtigen Mississippi aufwühlten, setzt sich auf einer der zahlreichen Inseln dieses Stromes eine Räuberbande fest. Sie überzieht die ganze Region mit Raub und Mord und unterhält in ihrem Versteck sogar eine Falschmünzerei. Von dort aus überschwemmt sie mit ihren Banknoten das ganze westliche Land. Das Gesetz ist machtlos, also müssen sich die Bewohner selbst helfen. Sie gründen ein Regulatorenbündnis und ziehen gegen die Flusspiraten in den Krieg.
Ein Meisterwerk der Abenteuerliteratur aus der Feder des Mannes, bei dem Karl May sich den Stoff für seine Geschichten holte.
Der auf allen Meeren gefürchtete Kapitän Tom Leach, der Herr des Piratenschiffs Schwarzer Schwan, hat die zauberhafte Miss Harradine in Gefangenschaft gebracht, die allein durch ihre bloße Anwesenheit an Bord Stürme der Leidenschaft und Eifersucht entfesselt. Tom Leachs Gegenspieler, Monsieur de Bernis, selbst ein Abenteurer, gewinnt durch seine Tapferkeit, seinen Scharfsinn und auch durch seine Galanterie das Herz der schönen Frau. Wie er sich durch tollkühne Schachzüge gegen den gewalttätigen Piraten Leach durchzusetzen und für sich und die geliebte Frau das Schicksal zum Guten zu wenden vermag, weiß Sabatini mit Spannung und draufgängerischer Eleganz zu erzählen.
Auf der Insel Mompracem führt Sandokan, der »Tiger von Malaysia«, zusammen mit seiner todesmutigen Piratenbande und seinem treuen Gefährten Yanez einen Rachefeldzug gegen die britische Kolonialmacht. Diese hat seine Familie ermordet und ihn seines Thrones beraubt. Als er von der geheimnisvollen Perle von Labuan erfährt, entscheidet sich nicht nur sein Schicksal neu, sondern auch das von ganz Mompracem.
Emilio Salgaris Held Sandokan eroberte, auch in den legendären Verfilmungen, die Herzen ganzer Lesergenerationen. In dieser Edition sind Sandokans Abenteuer zum ersten Mal vollständig, in neuer, originalgetreuer Übersetzung zu lesen.
»Jedes Mal, wenn ich der Wüste gegenüberstehe, führt sie mich auf die erregende Reise in mein eigenes Ich, in dem wehmütige Erinnerungen, Befürchtungen und Hoffnungen des Lebens miteinander streiten. Wer in der Wüste überleben will, muss sie verstehen, ihr zuhören. Denn sie wird immer stärker sein als der Mensch. Man muss, um hier zu leben, ebensoviel Bescheidenheit wie Mut aufbringen. Die Wüste scheint ihrem Bewohner ewig, und sie schenkt diese Ewigkeit dem Menschen, der sich ihr verbunden fühlt.« Mano Dayak
Vor den Stadttoren von Buenos Aires lebt hinter hohen Sicherheitszäunen eine wohlhabende Gemeinschaft. Unter der Oberfläche jedoch schwelen Konflikte, die auch vor den Siedlungszäunen nicht haltmachen: Untreue, Alkoholsucht und Ehezwist.
Zudem bekommt selbst die privilegierte Gated Community die Wirtschaftskrise mit aller Wucht zu spüren. Anstatt die Ärmel hochzukrempeln, gehen drei Familienväter einen eigenwilligen Weg, um ihren Lieben den hohen Lebensstandard zu sichern. Dann werden ihre Leichen am Grund des Swimmingpools gefunden.
Die Donnerstagswitwen ist das Porträt einer Gemeinschaft, die über ihre Verhältnisse lebt und tödliche Geheimnisse zu verbergen hat. Der preisgekrönte Bestseller ist bereits in vierzehn Sprachen erschienen und wurde von Marcelo Piñeyro fürs Kino verfilmt.
Sir Oliver Tressilian wird fälschlicherweise des Mordes an Peter Godolphin, dem Bruder seiner Verlobten Rosamund, beschuldigt. Lionel, sein eifersüchtiger Halbbruder, ist der wahre Mörder. Zu feige jedoch, um zu seiner Tat zu stehen, lässt er Sir Oliver als Sklaven auf eine spanische Galeere verkaufen.
Als die Korsaren von Algier die spanische Galeere überfallen, schließt sich Sir Oliver ihnen an, angeekelt von den Gräueltaten der europäischen Mächte. Er wird zum gefürchteten »Seefalken«, dem Anführer der arabischen Freibeuter im Mittelmeer. Und eines Tages kehrt Sir Oliver an die Küste von Cornwall zurück, um sich an seinem Bruder zu rächen und Rosamund zurückzugewinnen.
Er ist der König von Siam, mächtig, unberechenbar und immer zerrissen zwischen den Werten seiner Väter und dem Wunsch, sein Land in eine bessere Zukunft zu führen. Sie ist eine jung verwitwete, englische Lehrerin, die ihm und seinen Kindern die englische Sprache und die europäische Kultur näherbringen soll. Mehr als einmal widersetzt sich Anna dem »Herrn des Lebens« , wie Mongkut von seinem Volk genannt wurde – und immer wieder hört der Monarch auf die Fremde, die seither als »Weißer Engel« verehrt wird. Die wahre Geschichte hinter den berühmten Hollywood-Verfilmungen und dramatische Biografie einer außergewöhnlichen Frau.
Ein deutsch-türkisches Archäologenteam macht im Südosten der Türkei einen sensationellen Fund: 2700 Jahre alte Tontafeln aus der Zeit der Hethiter, auf denen die Vernichtung eines ganzen Volkes beschrieben wird. Während der Ausgrabungen erschüttern Morde die Region. Für Esra, die junge Leiterin, sind es Fundamentalisten, die Grabungen an heiligen Orten verhindern wollen. Oder steckt die kurdische Guerilla dahinter? Und was hat der deutsche Archäologe mit den Fällen zu tun?
Ahmet Ümits packender Krimi erzählt in zwei parallel verlaufenden Handlungssträngen von Liebe und Verrat, von Licht und Schatten der menschlichen Seele – in Geschichte und Gegenwart.
1493: Die elsässischen Bauern planen den Aufstand gegen die drückende Herrschaft der Fürsten. Doch die »Bundschuh«-Mitglieder werden verraten und hingerichtet. Joß Fritz, einem Schwarzwälder Bauern, gelingt die Flucht. Mit seiner unterm Wams versteckten Bauernfahne taucht er immer wieder dort auf, wo die Bauern sich erheben, und wird zur Legende.
Erst im hohen Alter schafft es Claudette Richardson, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Sie berichtet von ihrer Lebensreise in Dominica: Die eigene Mutter stirbt bei der Geburt, sie wächst bei einer Pflegemutter auf. Wie soll sie, gefangen in innerer Einsamkeit, lieben lernen? Stattdessen entdeckt sie ihren Eros und heiratet zuletzt einen reichen weißen Mann, der sie nie glücklich machen kann.
Jamaica Kincaids Roman handelt von Müttern und Töchtern, Widerstand, Lust und Macht und dem Erbe der Kolonialzeit: unerbittlich, verstörend und berückend.
Auf der Weltempfänger-Bestenliste (Dez. 2013)
Shano ist jung und ungebildet, aber nicht auf den Kopf gefallen. Als Dienstmädchen erledigt sie in mehreren wohlhabenden Haushalten eines Bezirks in Delhi die Hausarbeit. Eines Tages wird sie von einer ihrer Dienstherrinnen mit Heft und Füller ausgerüstet und zum Schreiben aufgefordert.
Das so entstehende Tagebuch sprüht vor Witz, Scharfsinn und erzählerischer Brillanz. Mit treffsicherem Spott beschreibt Shano das Leben, Lieben und Leiden ihrer reichen Arbeitgeber, durchleuchtet Machtverhältnisse und denkt über ihre eigenen Träume, Hoffnungen und Ängste und über das Schreiben nach.
Als die junge Lehrerin Elena in einem sizilianischen Bergdorf eine Stelle antritt, wird sie über Nacht zur Respektsperson. Wer sie beleidigt, wird am nächsten Morgen tot auf der Piazza gefunden. Ein undurchschaubares, unerklärliches Netz ist um sie gesponnen. Sie steht unter dem Schutz »ehrenwerter« Leute und weiß nicht warum. Das Dorf inmitten einer kargen, steinigen Landschaft wird ihr zum Albtraum.
Giuseppe Fava hat einen Kriminalroman ohne Täter, ohne beruhigende Aufklärung der Morde, ohne sichtbare Motive geschrieben. Ein Schlüssel zum absurden Gesetz des Schweigens.
In den Cafés brodelt es. Das Regime unter Sadat hat die Geschäftemacher, Karrieristen und Großgrundbesitzer an die Macht gebracht. Seit der großen »Wende« verdienen nicht einmal jene genug, die sich an zwei Jobs abrackern. Randa und Alwan sind schon seit Jahren verlobt und werden nie genug sparen können, um sich die Hochzeit zu leisten. Zermürbt und verzweifelt trennen sie sich und suchen das Glück auf eigene Faust. Doch dann, an der großen Siegesparade zum Jahrestag des Oktoberkriegs, wird der Präsident ermordet. Dieses Ereignis findet seinen tragischen Widerhall im Leben der Liebenden.
Mit höchster Konzentration und Dichte zeichnet Nagib Machfus das Lebensgefühl der Ära Sadat.
Waiyaki wächst in der Dorfgemeinschaft der Gikuyu auf und wird von seinem Vater als spiritueller Führer und Erneuerer seines Volkes eingeweiht. Er besucht eine christliche Missionsschule, aber als er sich in ein Mädchen aus dem christianisierten Nachbardorf verliebt, kommt es zum tragischen, ausweglosen Konflikt. Waiyaki, der nicht zum christlichen Glauben übertritt, andererseits zum Besten seines Volkes das Wissen der Weißen in einer unabhängigen Gikuyu-Schule vermittelt, steht dazwischen: ein Opfer der Zerrissenheit, die bis heute das moderne Afrika zeichnet.
Der Roman erzählt poetisch und einfühlsam vom Leben im kenianischen Hochland zu jener Zeit, als die weiße Eroberung erst ein bedrohlicher Schatten war.
Ein Mann strebt nach oben: Osman will Herr des »Blauen Zimmers« - Ministerialdirektor - werden. Aber wenn einer aus diesem Viertel stammt, Sohn eines Kutschers ist, als einziger in der ganzen Nachbarschaft ein weißes Hemd und Aktentasche trägt, keinerlei Protektion genießt und nur auf Talent und List bauen kann, dann muss er in der achten Besoldungsklasse und im Archivkeller des Ministeriums beginnen. Opfer müssen erbracht werden. Freundschaften, Herzensangelegenheiten und Verlockungen des Fleisches dürfen dem Aufstieg nicht im Wege stehen. Politische Kämpfe, soziale Unruhen? Wer damit seine Zeit vergeudet, hat von der hohen Mission des Beamtentums nichts begriffen.
Mit leichter Feder, kompakt und satirisch, hat Machfus einen Prototyp des universalen Bürokraten geschaffen.
Für die Kapitäne der schnellen Teeklipper zählt nur eines: als Erste mit der neuen Ernte in London anzukommen. Die tollkühnsten unter ihnen schließen darauf sogar Wetten ab – wie Kapitän Kemball von der Erl King und Kapitän Richards von der Seawitch, 1869 unterwegs von Shanghai nach London. Wer wird zuerst in London sein und die wertvolle Ladung auf den Markt bringen?
Gewinnt Richards, bekommt er Kemballs schöne Tochter Hannah. Die beiden Klipper stürmen durch die Ozeane, aber ihre Kapitäne haben die Rechnung ohne die willensstarke Hannah gemacht. Als ihr Vater bei einem Piratenüberfall ums Leben kommt, nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand und stellt sich dem wilden Richards in einem atemberaubenden Zweikampf.
Verfilmt für ARD und ORF!
Inge Sargent glaubt, sich in einem Märchen wiederzufinden, als sie 1953 mit ihrem birmesischen Ehemann im Hafen von Rangun einläuft und mit fürstlichen Ehren willkommen geheißen wird. Erst jetzt nämlich erfährt die junge Österreicherin, dass ihr Mann Sao Kya Seng, den sie als Studentin in den USA kennengelernt hat, nicht nur Bergbauingenieur ist, sondern auch Prinz des birmesischen Bergstaates Hsipaw und Oberhaupt der Shan. Inge ist somit die »Mahadevi«, die Himmelsprinzessin. Schon bald macht sie sich mit Sprache und Tradition vertraut und engagiert sich in sozialen Projekten.
1962 findet das fortschrittliche Märchen ein grausames Ende: Sao Kya Seng wird nach dem Militärputsch verschleppt und ermordet; Inge Sargent gelingt mit ihren beiden Töchtern die Flucht.
Polizeikommissar Aurelio Zen geht keinem Konflikt aus dem Weg. Das macht ihm nicht nur Freunde, und sein Spezialauftrag in Perugia entpuppt sich prompt als eine Art Strafversetzung: Bei der Entführung von Ruggero Miletti, dem Haupt einer der mächtigsten Familien Italiens, kann es eigentlich nur Verlierer geben. Alles scheint sich gegen den Neuankömmling aus Rom verschworen zu haben. Doch im Kampf gegen Korruption und Mafia entwickelt Aurelio Zen seine wahren Qualitäten.
Jock Marder, Spieler, Trinker, Betrüger und Möchtegern-Frauenheld, will seine Frau zurück und den Tod seines Hundes rächen. Dafür braucht er die Hilfe des Fährtenlesers Bubba. Marders Problem: Bubba ist schwarz. Das passt ihm gar nicht, aber er hat keine andere Wahl. So beginnt ein Westernabenteuer quer durch den amerikanischen Süden des 19. Jahrhunderts.
Everett verwickelt das ungleiche Paar in einen Reigen skurriler Szenen, in denen sich Satire und Tragik meisterhaft ergänzen. Als einzige Lichtgestalt erscheint Bubba, der gesellschaftlich Geächtete – ein Held, der in der gesetzlosen Gesellschaft kein Held ist, weil er qua Hautfarbe keiner sein kann.
Aldo Vincento war der größte und einflussreichste Weinbauer eines kleinen Dorfes im Piemont. Nun ist er tot, offenbar von seinem eigenen Sohn Manlio ermordet. Da somit die Herstellung des von Kennern geschätzten »Barbaresco« gefährdet ist, bittet man Aurelio Zen, den Fall rasch zu klären und allen Hinweisen nachzugehen, die Manlio entlasten könnten – zumal dieser die Tat hartnäckig bestreitet. Der Kommissar stochert in einem Nebel aus falschen Anschuldigen, sorgsam gehüteten Geheimnissen und alten Feindschaften, während sich ihm die Wahrheit immer weiter zu entziehen scheint.
Der Armenierjunge Wahram wächst in der Altstadt von Van in einer Wunderwelt auf. Im geheimnisvollen Keller des großen Hauses findet er Folianten mit Geschichten über wundersame Heilige und vergrabene Schätze. Als er mit seiner Großmutter darüber reden will, fährt sie ihm über den Mund und beruft den großen Familienrat ein. Wahram lernt, dass ein Armenier im Osmanischen Reich schweigen muss.
Die Großmutter ist die Zentralfigur der Sippe und versucht unbeugsam, die Familie in den Stürmen der Zeit zusammenzuhalten. Im Weltkrieg wird Wahrams verzauberter Garten zum Lageplatz der Truppen, und als der Sultan gestürzt wird, muss er mit seiner Familie fliehen.
Dieser autobiografische Roman erzählt die armenische Tragödie – als einziger aus armenischer Feder.
Neil Quiller, Pilot der Royal Air Force, erfährt, dass der Krieg im Pazifik begonnen hat, als er von japanischen Truppen über dem malaiischen Dschungel abgeschossen wird. Nun beginnt eine dramatische Flucht im Chaos der zusammenbrechenden Fronten und vorrückenden japanischen Truppen.
Im belagerten Singapur findet er Liebe und Freundschaft und ergattert einen Platz auf dem letzten Flüchtlingsschiff. Das Schiff wird versenkt, auf einer schwimmenden Tischplatte erreicht er schließlich Sumatra, wo er seine Geliebte wieder trifft. Die Weiterreise scheint unmöglich. Doch Quiller will um jeden Preis zurück nach Australien.
Zwischen Umweltschützern und Villenbesitzern tobt eine hitzige Debatte um den freien Zugang zu den Seeufern. Der engagierte Politiker Moritz Kienast setzt sich, allen Anfeindungen zum Trotz, für eine rigorose Lösung ein – bis er plötzlich verschwindet. Kurz darauf wird die Staatsanwältin Regina Flint zu einer abgelegenen Waldhütte gerufen, wo sie eine nicht identifizierbare Leiche vorfindet – verkohlt und aufgespießt. Ob sie den verschwundenen Politiker vor sich hat? An Vermutungen mangelt es nicht, der unnachgiebige »Motz-Moritz« ist im Laufe seiner Karriere mehr als nur einem einflussreichen Gegner auf die Füße getreten. Ihre Nachforschungen führen die Staatsanwältin schon bald an Abgründe, die mit »menschlich« nichts mehr zu tun haben.
Als Ken Bugul ernüchtert aus Europa in ihr Dorf zurückkehrt, ist sie zu einer Außenseiterin geworden. Sie ist die Gescheiterte, die mit leeren Händen nach Hause gekommen ist - ohne Geld, ohne Mann, ohne zu wissen, wie es weitergehen soll. Erneut macht sie sich auf die Suche. Fasziniert von Sanftmut und Toleranz des großen Serigne, zieht sie an seinen Hof und wird zu seiner achtundzwanzigsten Ehefrau.
Dieser Roman erzählt mutig über afrikanische Traditionen und Polygamie, Verführung und Selbstbestimmung.
Riwan oder der Sandweg wurde zu einem der hundert bedeutsamsten afrikanischen Bücher des 20. Jahrhunderts gewählt und mit dem wichtigsten afrikanischen Literaturpreis (Grand Prix Littéraire de l’Afrique Noire) ausgezeichnet.
Sally wächst in Australien auf, in einer Familie, die lauter, schräger und herrlicher nicht sein könnte. Die fünf Geschwister hängen aufeinander wie die Kletten. Die Mutter nutzt Religion – egal welche – als Geheimwaffe. Der Onkel bringt trotz ausgiebigem Alkoholgenuss immer mal wieder ein Huhn vorbei und die Oma gräbt mit Sally frühmorgens den quakenden alten Ochsenfrosch aus.
Erst mit fünfzehn aber merkt Sally, das in ihrer Familie noch etwas anders ist als bei den anderen: Ihre Oma ist schwarz. Hartnäckig beginnt Sally, die Geschichte ihrer eigenen Familie zu hinterfragen und erfährt schließlich Geheimnisse, die ihre Welt auf den Kopf stellen.
Der fast taube Nicholas Quinn wird überraschend zum Mitglied des Verbands für Auslandsprüfungen der Oxford-Universität berufen. Quinn lebt sich schnell ein in die Welt der angesehenen Professoren, der Nachmittagssitzungen mit gutem Rotwein und der bequemen Ledersessel. Nur hat er kaum Gelegenheit, sich an seinem neuen Job zu erfreuen: Schon kurz nach seiner Ernennung wird Quinn vergiftet in seiner Wohnung aufgefunden. Ein Mord ohne die geringsten Anhaltspunkte – wie geschaffen für den brillanten Inspector Morse.
Die letzten sechs Jahre seines Lebens residierte Napoleon Bonaparte, einst Herrscher eines Weltreiches, in einem verfallenen Bauernhof auf Sankt Helena, einer unzugänglichen, sturmumtosten, struppigen Insel am Ende der Welt. Verfolgt von Erinnerungen an seine Macht, ist sein Reich nun begrenzt auf eine Natur, die dramatische Veränderungen durchlebt. Doch auch in dieser Welt können sich die Bewacher und der klägliche Rest eines Hofstaats der Aura des verbannten Kaisers nicht entziehen.
Julia Blackburn erzählt die faszinierende Geschichte der Insel Sankt Helena und ihres wohl legendärsten Bewohners.
Inspector Morse, so genial er auch sein mag, hat eindeutig einen wunden Punkt: die Liebe. Irgendwie will es nie so recht klappen, und die richtigen ersten Worte finden sich auch nicht von allein. Umso verwirrter ist Morse, als er ohne die kleinste Peinlichkeit einen ganzen Abend in Gesellschaft der bezaubernden Anne meistert. Als er sie besuchen will, steht die Tür offen. Er geht hinein, doch niemand ist da. Wenig später wird er an einen Tatort gerufen: in dieselbe Wohnung. Anne wurde tot aufgefunden. Erhängt.
Dr. Browne-Smith, Mitglied der Prüfungskommission des Lonsdale Colleges, ist bei seinen Kollegen nicht unbedingt beliebt. So ist denn auch niemand allzu unglücklich, dass er das Feierabendbier wegen Kopfschmerzen ablehnt. Als er jedoch nicht mehr zur Arbeit erscheint und eine ominöse Abwesenheitsnotiz von ihm auftaucht, wird der Rektor misstrauisch. Sein alter Freund Inspector Morse verspricht, Augen und Ohren offenzuhalten. Kurz darauf hat dieser jedoch ganz andere Sorgen: Aus dem Oxford-Kanal wird eine Wasserleiche geborgen – und mit ihr die Überreste eines Briefs, die Morse scheinbar direkt ins Herz des elitären Lonsdale Colleges führen.
Der junge Jakob Spengler muss vom Waldrand aus zusehen, wie Söldner sein Dorf zerstören und alle Bewohner ermorden – darunter seine gesamte Familie. Die Gesichter der vier Anführer brennen sich für immer in sein Gedächtnis. Reisende Fremde nehmen ihn mit, zuerst als Pferdeburschen, später als vertrauten Gefährten.
Jakob hat sich geschworen, die Mörder seiner Familie eines Tages zu finden und zur Strecke zu bringen. Eine lange Jagd beginnt. Die Suche nach den Mördern führt ihn in die Wirren des Bauernkriegs, nach Rom, wo er Zeuge der Plünderung durch die Söldnerheere wird, ins von den Türken belagerte Wien und in die Neue Welt. Bis er schließlich seinem letzten Feind gegenübersteht – dem Mann, der einst alles angeordnet hat.
Die Gäste des edlen Hotels Haworth freuen sich schon seit Wochen auf die gebuchten Ferien: Drei-Tage-Pauschalangebot über Silvester, Entertainment und Oxford-Führungen inklusive. Für den Höhepunkt, das große Kostümgaladinner, sind die Gäste bestens vorbereitet. Nicht wenige sind kaum wiederzuerkennen. Was der fröhlichen Gesellschaft zwischen Scrabbleturnieren, Cluedomarathons und bunten Cocktails allerdings entgeht, ist, dass sich die Anzahl der Gäste soeben verringert hat – einer der ihrigen liegt ermordet in Zimmer Nummer 3. Inspector Morse ermittelt in einem Fall, in dem jeder eine Maske zu tragen scheint.
Am besten denkt es sich doch immer noch bei einem Bierchen im rauchigen Pub. Inspector Morse denkt auch gerne bei einem Bierchen am Vormittag und dem gelegentlichen Whisky zwischendurch. Die Kombination mit etlichen Zigaretten und einer abgrundtiefen Abneigung gegen jegliche Form körperlicher Betätigung beschert Morse schließlich die Quittung – er wird mit einem Magengeschwür ins Krankenhaus eingeliefert.
Nüchtern und gedemütigt von hartnäckigen Fragen zu seinem Trinkverhalten, liest Morse in dem Buch, das ihm sein Zimmernachbar hinterlassen hat: ein mysteriöser Mordfall aus dem Jahr 1859. Die junge Joanne Franks wurde tot aus dem Oxford-Kanal geborgen, zwei Männer dafür gehenkt. Morse findet etliche Details, die nicht zusammenpassen wollen, und beginnt, den Fall neu aufzurollen.
Im Haus des erschossenen Albert Gradwohl macht die Spurensicherung eine seltsame Entdeckung: Die abgefeuerte Patrone stammt aus einer Waffe des amerikanischen Bürgerkriegs, ein Original aus dem 19. Jahrhundert. Die Hinweise führen die Staatsanwältin Regina Flint in die USA. Dort ermittelt bereits Bruno Cavalli in einem Cherokee-Reservat in den Smoky Mountains. Er soll einen Killer stellen, der seine Opfer mit vergifteten Pfeilen tötet. Doch schon seit Monaten hat Cavalli kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Auf der Suche nach ihm stößt Regina Flint auf mysteriöse Hinweise, die sie tief in die Vergangenheit führen. Erst als sich ihre Ermittlungen kreuzen, finden die beiden wieder zueinander.
Arnolt Streich ist nicht gerade ein Menschenfreund. Vom Wirtschaftswunder vergessen, verbringt der ehemalige Fremdenlegionär seine Tage als Wachmann über ein paar schäbige, von zwielichtigen Typen gemietete Garagen in einer zugigen Wohnung, raucht eine Morris nach der anderen und flüchtet sich in die tröstliche Stimme von Édith Piaf.
Beim täglichen Bier um die Ecke erfährt er von einem tödlichen Anschlag mitten in der Stadt. Das Opfer: Georg Puchert, ein Waffenhändler, der die algerische Befreiungsfront FNL im Kampf um die Unabhängigkeit mit Waffen versorgt hat. Gleichzeitig beginnen düstere Gestalten, nach Streich zu fragen. Der kann die Machenschaften hinter den verschlossenen Garagentoren nicht länger ignorieren und stößt auf Vorgänge, die besser im Verborgenen geblieben wären.
Inspector Morse genießt seinen wohlverdienten (und eigentlich nicht besonders erquicklichen) Urlaub in Dorset, als er auf einen seltsamen Brief in der Times stößt. Ein Jahr zuvor war eine schwedische Studentin in Oxfordshire verschwunden, nur ihr Rucksack wurde gefunden. Die Ermittlungen liefen ins Leere. Jetzt scheint es, als könne jemand seine Geheimnisse nicht länger für sich behalten und veröffentliche hinweisträchtige Gedichte. Morse kann dem Rätsel nicht widerstehen und folgt den Spuren auf einen verschlungenen Pfad durch die Wytham Woods.
Bobby, ein alter Freund, taucht aus dem Nichts auf und bittet Mario Conde, ihm zu helfen: Die Schwarze Madonna wurde gestohlen. Sie ist nicht nur deshalb von unschätzbarem Wert, weil Bobbys Vorfahren sie aus den Pyrenäen nach Kuba gebracht haben, sondern auch, weil sie angeblich heilende Kräfte hat. Bobby verdächtigt seinen Ex-Freund, sie mitgenommen zu haben, doch Conde merkt bald, dass Bobby nicht so unschuldig ist, wie er anfangs gedacht hat. Seine Suche führt ihn zu gerissenen Kunsthändlern, in die Unterwelt Havannas und mitten hinein in eine Geschichte, in der Gegenwart und Vergangenheit ineinanderfließen.
Vom Burgund nach Transsilvanien, von der thüringischen Kleinstadt auf die griechische Insel – Karl-Markus Gauß nimmt uns mit auf eine epische Reise. Er macht Sommerspaziergänge auf der Ottakringer Straße, erzählt von der Erfindung Jugoslawiens, von schlesischen Täuschungen, falschen Fährten, sprachlosen Sprachen, historischen Fußnoten und Vandalen. Er macht halt im Niemandsland an der Grenze zwischen Slowenien und Kroatien, unternimmt einen Exkurs zur Verwirrung und lauscht den Geräuschen von Istanbul ebenso wie der Stille eines italienischen Militärfriedhofs.
Eine Kulturgeschichte von Europa, wie wir sie, so reich an Zusammenhängen und ungeahnten Verwandtschaften, bisher noch nicht gekannt haben.
Im Garten der Wrights auf der Blackberry Hill Farm gleitet eine Schlange über den verdorrten Rasen und unter eine verwitterte Betonplatte. Die aufgeschreckte Familie lässt den Schlangenfänger kommen, doch der buddelt etwas ganz anderes aus: Unter der Platte kommt ein Skelett zum Vorschein. Ein Fall für die Abteilung für ungelöste Verbrechen, in der Sergeant Alan Auhl verstaubte Cold Cases bearbeitet.
Aus der Pensionierung zurückgekehrt, wird er von den jungen Kollegen ziemlich spöttisch empfangen. Er lässt sich nicht beirren und versucht hartnäckig, dem Geheimnis um den »Plattenmann« auf den Grund zu gehen. Warum haben die Erinnerungen der mürrischen Anwohner so viele Lücken?
Wie führt Inspector Morse die Kurzgeschichte einer Oxford-Absolventin zu ihrem Mörder? Was erwartet Morse und Lewis in Zimmer 231 des Randolph Hotels? Warum lässt ein Diebstahl an Weihnachten den Inspector mit untypischem Wohlwollen auf die Festtage blicken? Und was passiert, wenn Morse selbst einem brillant ausgeführten Verbrechen zum Opfer fällt? In sechs raffinierten Fällen läuft Inspector Morse noch einmal zur Hochform auf. Fünf weitere kriminalistische Rätsel bergen neue Figuren und Verwicklungen – und sogar den großen Sherlock Holmes.
Rom, im Jahr 73 vor unserer Zeitrechnung. Besonderer Beliebtheit beim Publikum erfreuen sich die Gladiatorenspiele auf Leben und Tod. Auch der Sklave Spartacus ist von den Bergwerken der nubischen Wüste in die Gladiatorenschule von Capua verschleppt worden. Als er und seine Mitgefangenen rebellieren, wird aus der lokalen Revolte ein Flächenbrand: Spartacus führt den größten Sklavenaufstand der Geschichte an und erschüttert das Römische Reich in seinen Grundfesten.
Howard Fast erzählt Spartacus’ Leben in einem eindringlichen historischen Roman, der zugleich ein Panorama der römischen Gesellschaft entwirft.Von der Ostsee bis ans Schwarze Meer ist Karl-Markus Gauß gereist auf seiner Suche nach den versprengten Deutschen. Er findet sie in abgeschiedenen Dörfern von urtümlicher Schönheit, in pulsierenden Metropolen wie Vilnius und Odessa.
Er stößt auf Gemeinschaften, die über die Jahrhunderte ihre eigentümliche Lebenskultur bewahrt haben, herausgefordert und bedroht durch Faschismus, Stalinismus und die europäische Wende. Schon längst taugen sie nicht mehr für das einst gängige großdeutsche Pathos – und doch erlebt Karl-Markus Gauß unter ihnen Wundersames, Trauriges und Unerwartetes. Er erzählt uns Geschichten voller Melancholie und Aberwitz, von zähem Beharren und beeindruckender Anpassungskraft.
Mira findet, dass es sich manchmal lohnt, ungehorsam zu sein. Zum Beispiel für einen wagemutigen Ritt auf einer Eisscholle. Triefend nass erwartet sie als Bestrafung Erbsenpüree zum Abendbrot, doch die wahren Folgen ihres unschuldigen Abenteuers bringen ihre Welt zum Stillstand.
Das Schicksal bindet Mira an ihre seltsame Tante Hana: Spindeldürr und schweigsam, sieht sie in ihren ausgeleierten schwarzen Pullovern aus wie ein Nachtfalter. In dem Versuch, miteinander auszukommen, lernt Mira langsam zu verstehen, warum ihre Tante sich so schwer im Leben zurechtfindet, und was das leise hinter ihren Rücken gemurmelte »Jude« bedeutet.
Über drei Generationen hinweg entfaltet sich eine aufwühlende wie berührende Familiengeschichte, gelenkt von grausamen Mächten, aber auch von selbstloser Liebe.
Usama wartet auf das Ergebnis seines Asylverfahrens und darauf, dass die Fremde etwas weniger fremd wird. Vor allem aber auf Nachricht von seinem Bruder, der in Bagdad spurlos verschwunden ist. Nur wenig erfährt er von seinen Verwandten, die sich im Irak auf die Suche nach seinem Bruder begeben. Die zähen Tage ohne Gewissheit nagen an seiner Kraft.
Unerwartet findet Usama Trost in der Natur. Im Wald schafft er es, sich selbst zuzuhören, streut seine Worte über Blätter und Äste, bewundert die Kraft eines Stammes. Langsam lernt er, der Stille aus der Heimat das Geräusch des Waldes entgegenzusetzen, der auch in der Fremde seine Sprache spricht.
In einer persönlichen Geschichte erzählt Usama al Shahmani von Bruchstücken einer Heimat, von Hoffnung und dem Wunsch nach Sicherheit.
Ursula ist unzufrieden. Zu hässlich, zu hungrig, zu allein – ihr Leben läuft überhaupt nicht so, wie sie es gern hätte. Die Schwester ist schöner, die Nachbarin glücklicher, und wer hält schon eine ewige Gemüsesuppen-Diät durch?
Da kommt ihr der mysteriöse Erpresseranruf eigentlich ganz gelegen: Man habe ihren Ehemann entführt, eine Million Lösegeld. Nur: Ursula hat gar keinen Ehemann. Doch ihr unstillbarer Hunger auf das Leben der anderen verbietet ihr, die Verwechslung aufzudecken. Sie entdeckt ihr kriminalistisches Talent, das sie in ein abstrus herrliches Abenteuer führt.
In Sarajevo lässt sich Karl-Markus Gauß bei einem Mokka und trübem Schnaps von der Vergangenheit der Sepharden erzählen. Er bahnt sich einen Weg in die slowenische Gotschee, wird empfangen von einem wortkargen Bauern und misstrauischen Hunden. Im Dunst von Zigaretten und Minze lauscht er den Abëreshe, vom Sturm der Geschichte in ein süditalienisches Bergdorf geweht. Er fährt nach Ostdeutschland, ins Herzland der katholischen Sorben, wo seit Jahrhunderten jeder zwei Namen trägt. Er sucht die Aromunen in Mazedonien auf, eines der ältesten Völker Europas, im 20. Jahrhundert ins Abseits geraten.
Gauß lässt sich mitreißen vom Strom der Erzählungen und erschafft daraus eine Geschichte der vergessenen Völker Europas, nimmt uns mit in die verborgenen Winkel des Kontinents.
Zwei Tage und zwei Nächte ohne Schlaf. So lautet die ärztliche Anweisung, für die Antonio und sein Vater nach Marseille gereist sind. Bekommt Antonio keinen epileptischen Anfall, ist er geheilt, darf einfach wieder Teenager sein. Nun liegen achtundvierzig Stunden vor ihnen.
Vater und Sohn, die sich fremd geworden sind, wagen in den Gassen der Stadt vorsichtige Unterhaltungen. Darüber, wie es früher war. Wie es jetzt ist. Wie man sich verliebt. Wie man Musik wirklich hört. Sie finden sich in schummrigen Jazzbars wieder, in freundlichen Küchen, an flimmernden Stränden. Und irgendwann, zwischen Kaffee, Wein und der nächsten Dämmerung, beginnen sie, einander zu verstehen.
Eine leise, bewegende Begegnung zwischen Vater und Sohn, die uns lehrt, dass es für wahre Nähe nie zu spät ist.
Sacha sehnt sich nach Einsamkeit. Müde vom lauten Paris, zieht er in eine Kleinstadt, irgendwo in der Provence. Fernab von allem, zwischen Platanen und menschenleeren Plätzen, möchte er sich dem Schreiben widmen. Doch dann trifft er auf einen alten Jugendfreund, den »Anhalter« - und der ist immer noch derselbe: Wie schon zu Jugendzeiten bricht er auf, ohne Vorwarnung, hängt sich ein Schild um den Hals – Nach Auxerre oder Nach Landes – und reist kreuz und quer durch Frankreich. Seine Frau Marie und sein Sohn Agustín bleiben allein zurück.
Aus Wochen des Wartens werden Monate. Sacha kümmert sich rührend um Agustín und knüpft ein immer engeres Band zu Marie. Eine zarte Geschichte über Sehnsüchte und die große Frage, was ein erfülltes Leben ausmacht.
Candace Chen arbeitet für einen Verlagsdienstleister am Times Square, zuständig für die Herstellung von Themenbibeln in Asien. So hingebungsvoll folgt sie ihren täglichen Routinen, dass sie erst gar nicht bemerkt, wie tödliche Pilzsporen über New York hereinbrechen, importiert mit billigen Konsumgütern.
Während das Fieber rasant um sich greift, bleibt Candace stoisch auf ihrem Posten. Anfragen wollen geschrieben, Deadlines eingehalten, Arbeitszeiten erfasst werden. Geködert von einem Bonus ihres Arbeitgebers, ist sie bald die letzte in ihrem Büro – und schließlich in ganz New York.
Die beißende Satire auf den modernen Kapitalismus entwirft ein unheimlich vertrautes Schreckensszenario und fragt erbarmungslos, was uns wirklich wichtig ist.
Sie verliebt sich schnell in Amir – charmant, intelligent, interessiert. Die Unterhaltungen belebend, die Nächte im lebhaften São Paulo berauschend. Dann die Ohrfeige, die Beleidigung. Um so weit weg wie nur möglich von ihm zu sein, nimmt die junge Anwältin eine Stelle im entlegenen Cruzeiro do Sul an. Als Beobachterin nimmt sie an Gerichtsverhandlungen zu brutalen Frauenmorden teil. Immer näher kommt sie dem Leben der Opfer – den Töchtern, den Müttern, den Freundinnen. Und immer eindringlicher verfolgen sie Bilder aus ihrer Kindheit, Bilder ihrer eigenen Mutter.
Um der Wirklichkeit zu entkommen, flüchtet sie sich in eine Traumwelt – in geheimnisumwirkte Wälder und Flüsse, an die Seite von Amazonen, die die Täter verfolgen. In der Realität aber scheint die Gerechtigkeit unerreichbar.
Hitze, Regen, beißender Gestank. Iris tigert in Manhattan durch ihr Penthouse und wartet voller Ungeduld auf die nächste Dinnerparty, die ihr wieder ein wenig Leben einhaucht. Ling, angestellt in einer Sexpuppenfabrik im Südosten Chinas, kontrolliert künstliche Frauenkörper auf Herstellungsfehler, bevor sie sich abends bei Filmklassikern in ihre Einsamkeit zurückzieht. Und im alten, düsteren Europa folgt Ada ihren mathematischen Obsessionen, träumt von Berechnungen und neuartigen Maschinen, das Ungeheuerliche stets im Kopf.
Drei Frauen in drei Welten: Sie alle sind auf der Suche nach einer Antwort – nach dem Kern der Dinge. Und sie alle sind, ohne es zu ahnen, miteinander verbunden.
Mitten im Atlantik, auf der Insel St. Helena, träumt der achtjährige Angus einen großen Traum: Er will in die Fußstapfen des berühmten Sternenforschers Edmond Halley treten. Fleißig übt er sich in wissenschaftlichen Methoden, zählt Vögel und markiert die Position der Sterne.
Als es auf der Insel zu Unruhen kommt, rückt die Erfüllung seines Traumes plötzlich in greifbare Nähe: Mit einem geheimen Brief wird er als blinder Passagier an Bord eines Schiffes geschickt, um im fernen London die Hilfe des geschätzten Herrn Halley zu erbitten.
Eine außergewöhnliche Geschichte über die Anfänge der Aufklärung, über den Traum vom Wissen und die Freundschaft zwischen einem kleinen Jungen und einem großen Gelehrten.
Als Almandas Blick auf den jungen Mann in dem Kanu fällt, beginnt für sie eine neue Zeitrechnung. Sie folgt dem ruhigen, freundlichen Thomas in ein neues Leben, zu seiner Familie und dem Volk der Innu. Geborgen in einer Gemeinschaft, die ganz zu der ihren wird, lernt sie zu jagen, zu lieben und zu überleben.
Der Rhythmus des Waldes und die Wege des Flusses bestimmen die Schritte der Innu, doch nach und nach beanspruchen immer mehr Siedler das Land für sich. Die Sägewerke vernichten die Wälder, die Flößerei verstopft die Flüsse, und die Innu werden in eine Welt gezwungen, in der sie sich nicht zurechtfinden.
Einfühlsam erzählt Michel Jean die Geschichte seiner eigenen Urgroßmutter, seiner Kukum, und die Geschichte der Ersten Völker, die in den offiziellen Berichten nicht vorkommt.
Jana kommt aus der Provinz nach Berlin mit einem Plan: Geld verdienen für ihren Traum, als erste Frau die Rallye Dakar zu gewinnen. In einer schicksalhaften Nacht begegnet sie dem ehemaligen Bürgermeister Pankelow – einst umschwärmt, heute verfemt, eines von vielen Opfern des neuen Flughafens. Der brütet seit Jahren vor der Stadt, verweigert seine Eröffnung, ruiniert Karrieren und produziert Baumängel wie giftige Blüten. Was ist sein Geheimnis? Tiefer und tiefer dringt Jana ein in die Wahrheit des Terminals.
Rasant und witzig erzählt dieser Roman von Gier, Neid, Illusionen - und den vielen falsch verlegten Kabeln in uns allen.
Hier auf der Müllhalde, wo die Sonne nur noch aus Gewohnheit aufgeht und die Regenbögen in den Ölpfützen sterben, lagert das schlechte Gewissen der Stadt. Das gigantische Müllmeer schwemmt alles an, was der Rest der Welt nicht mehr will – struppige Zahnbürsten, vergangene Nachrichten, alte Männer und vergessene Kinder.
Única mag hier gestrandet sein, aber das ist noch lange kein Grund aufzugeben. Die eigenwilligen Gestalten in den krummen Hütten erklärt sie kurzerhand zu ihrer Familie, und gemeinsam tauchen sie in den unberechenbaren Fluten nach Beute: ein Rest Bohnen in der Dose, ein rostiges Stück Metall, und ganz vielleicht ein kleines bisschen Glück.
In schillernden Farben zeichnet Contreras Castro die hässliche Fratze unserer gierigen Gesellschaft.
Tropfende Rohre, quietschende Türen, kaputte Aufzüge. Brewster Place, das ist die Straße mit den Schlaglöchern und der Mauer am Ende, hinter der man die schicken Gegenden der amerikanischen Großstadt nur erahnen kann. Mattie Michael und Etta Johnson wohnen schon ewig hier, und sie wissen absolut alles, was in den Häusern der anderen so passiert.
Kiswana Browne nervt mit ihren Black-Power-Parolen; Cora Lee kriegt in der Hoffnung auf morgen immer mehr Kinder, und die zwei Neuen irritieren die anderen mit ihren verstohlenen Zärtlichkeiten. Die Gerüchteküche brodelt und treibt den Geruch von Begierde und Fürsorge, von Hoffnung und Verzweiflung durch die Straße.
Gloria Naylor erzählt furios und einfühlsam von diesen Frauen und mit ihnen von den schwarzen Frauen Amerikas.
Das entlegene Dorf Obaba, irgendwo in den baskischen Bergen, folgt seinen eigenen Gesetzen. Hier leben verwirrte Herzen, tote Buchstaben und starrköpfige Hühner. Hier stapelt sich das Tomatenkonzentrat in Rosies Eckladen, kriechen Gerüchte um das Haus der Hirten und Eidechsen in unachtsame Ohren. Wer nicht aufpasst, verliert sich auf den Bergpfaden oder hinter der Tür des Nachbarn.
Bernardo Atxaga zaubert ein sinnliches Labyrinth, erzählt fantastisch Reales, sucht nach dem letzten Wort und nach Geschichten ohne Ende. Mit Obabakoak erobert er dem Baskischen einen Platz in der Weltliteratur.
Carlos, ehemaliger Anführer einer militanten Gruppe, führt mit Freunden ein Hotel bei Barcelona, in dem die polnische Mannschaft während der Fußballweltmeisterschaft wohnt. Ohne Wissen seiner Freunde versteckt er zwei Untergrundkämpfer, in Erinnerung an seine eigene aktive Zeit beim baskischen Widerstand. Doch im Hotel ist auch ein Verräter. Der Kreis von Polizisten zieht sich immer enger, die Bewachung der Polen wird zu einer Belagerung.
Carlos will sich endlich von den bedrohlichen Schatten seiner Vergangenheit befreien und ein neues Leben beginnen – doch dafür muss er seine gesamte Existenz aufs Spiel setzen.
Lieutenant Joe Leaphorn von der Navajo-Police ermittelt im zerklüfteten Canyon Country, beschattet von den scharfkantigen Felsen des Corn-Mountain-Massivs. Aus den Angelegenheiten der benachbarten Zuñi hält er sich eigentlich raus. Als aber zusammen mit dem jungen Zuñi Ernesto auch dessen bester Freund George, ein Navajo, verschwindet, wird Leaphorn hinzugezogen. Die beiden Jungen waren fasziniert von den Ritualen des Zuñi-Volkes und deren rachsüchtigen Göttern. Die aber, so heißt es, zeigen sich nur jenen, denen der Tod seine Aufwartung macht.
Atmosphärisch dicht, kenntnisreich und respektvoll verwebt Tony Hillerman die Farben der Natur mit dem Alltagsleben und der Magie indigener Kulturen des nordamerikanischen Südwestens. Der Auftakt zu einer einzigartigen Krimireihe.
Verfilmt als Serie »Dark Winds – Der Wind des Bösen«.
Djamschid Khan ist hinter dicken Gefängnismauern dünn geworden. Leicht wie Papier, sodass ihn eines Tages ein Windstoß erfasst und ihn fortträgt, über die Mauern des Gefängnisses hinweg und hinaus in die weite Welt.
Immer wieder weht er davon, und immer wieder beginnt er ein neues Leben. Bei der Armee, als Geist, als Prophet, als Geliebter, als fliegende Attraktion – zahllose Wirbel ziehen den Mann mit sich fort, bis er selbst nicht mehr weiß, wer er einmal war und wohin er gehört. Einzig sein Neffe ist auf der Suche nach ihm und nach etwas, das seinem Onkel seine Wurzeln zurückgibt.
Eine schwerelose, berührende, auch tragische Geschichte vom sich Verlaufen, vom neu Beginnen und der Frage, wohin wir eigentlich unterwegs sind.
Im Fischerwohnheim im letzten Winkel Islands ist nicht viel los, das muss auch Fischer Halldór zugeben. Nur Kabeljau statt Kabelfernsehen, und ab und an sagt jemand etwas übers Wetter. Aber nirgendwo sonst gibt es so herrlichen angetrockneten Fisch mit Seehundspeck.
Zusammen mit den zankenden Brüdern Ebbi und Bensi, dem zähen alten Gusi oder dem gelegentlichen Touristen sinniert Halldór über den Unterschied zwischen Schafen und Engeln und die Verteilung des Glücks. Als aber eine neue Haushälterin eingestellt wird, sieht sich Halldór plötzlich einem ganz neuen Problem gegenüber: dem Chaos im Herzen.
Warmherzig erzählt Birgisson vom Leben der isländischen Küstenfischer unter Wind und Wetter – dieses Buch ist pure isländische Magie.
Hier am Romsdalfjord an der norwegischen Küste, wo goldene Sommer und harsche Winter über die verstreuten Inseln ziehen, wächst Marta Kristine auf. In einer Häuslerkate in Nesje, genau genommen, denn Marta Kristine nimmt es gern genau. Sie ist blitzgescheit und saugt alles auf, was sie von ihrem Vater und dem Dorfpastor lernen kann. Als sie erfährt, dass im weit entfernten Christiania Hebammen ausgebildet werden, keimt in ihr ein Traum, der ihr ganzes Leben bestimmen wird.
Edvard Hoem erzählt die Geschichte seiner Ururgroßmutter, die 1821 von der Westküste Norwegens zu Fuß ins sechshundert Kilometer entfernte Christiania lief, um Hebamme zu werden. Entgegen allen Widrigkeiten verfolgte sie beharrlich ihr Ziel und erkämpfte sich Wissen, Respekt und Freiheit.
Tivertons sirrend heißer Sommer, der müde Steinmauern zermalmt und träge Windräder unter seiner Hitze in die Knie zwingt, wird von einem kalt grünen Winter abgelöst. Unentwegt fährt Constable Hirschhausen über die einsamen Landstraßen, um nach dem Rechten zu sehen.
Oft sind es Kleinigkeiten, mit denen das große Verbrechen sich ankündigt. Ein Unterwäschedieb in den Gärten. Ein randalierender Vater an der Grundschule. Ein vernachlässigtes, eingesperrtes Kind. Familien unter Druck, finanzielle Probleme. Hirsch weiß genau, wie leicht solche Fälle eskalieren können, und bemüht sich mit einfühlsamer Autorität um Kontrolle. Bis sie ihm entgleitet.
Während Sunaina mit ihrem Bruder durch den Guavenhain streift und auf Mangobäume klettert, ist ihre Mutter Mai stets zu Hause. Unter den Argusaugen ihrer Schwiegermutter stampft sie Linsen, röstet Papadam, backt Chapati. Still umsorgt sie die ganze Familie, fast unsichtbar hinter den Mauern des großen Anwesens.
Als Sunaina und ihr Bruder älter werden, lehnen sie sich gegen die starren Regeln der Familie auf und setzen sich ein gemeinsames Ziel: Mai aus ihrer so eng scheinenden Welt zu befreien. Erst spät bemerken sie allerdings, dass Mais Welt eine ganz andere ist, als sie glauben.
Die Booker-Preisträgerin Geetanjali Shree porträtiert drei Generationen einer indischen Familie und erzählt von der gewaltigen Herausforderung, einander wirklich zu verstehen.
Die Insel Willow Springs vor der amerikanischen Südstaatenküste ist ein wundersamer Ort. Geheimnisse steigen von der Veranda in den Nachthimmel auf, Hoffnungen weben sich ins Louisiana-Moos, Befürchtungen wispern durch die Bäume. Jedes Jahr kehrt Cocoa aus dem hektischen New York für einige Wochen hierher zurück, zu ihrer Tante und ihrer Großtante, der ebenso starrköpfigen wie warmherzigen Mama Day.
Doch als sie in einem Sommer ihren Freund George mitbringt, gerät das Leben auf der Insel aus dem Gleichgewicht. George und Cocoa beginnen zu begreifen, dass Willow Springs einer eigenen Wahrheit folgt – einer Wahrheit, die für sie beide zur Bedrohung wird.
Mit magischer Erzählkraft beschwört Gloria Naylor opulente Bilder und reißt uns mit in einen Wirbel aus Liebe, Wahn und Hoffnungen.
Diese drei lassen sich nicht unterkriegen - Junie Moon, die den Säureanschlag eines Liebhabers nur knapp überlebte, Arthur mit einem Nervenleiden und Warren im Rollstuhl. Im Krankenhaus lernen sie sich kennen und schmieden einen Plan: Nach ihrer Entlassung wollen sie zusammenziehen, egal was die anderen davon halten mögen.
In einem überwucherten, in die Jahre gekommenen Haus, unter den Augen eines bösartigen Nachbarn und der Ohreneule im Feigenbaum, schaffen sie sich ihr eigenes Reich, in dem Selbstmitleid nicht geduldet wird und man gefälligst Schoko-Brownies zu backen hat, wenn man sich fürchtet. Zankend, gnadenlos ehrlich und immer gemeinsam treten sie an, um sich die Welt zurückzuerobern und ein Leben zu führen, an das niemand von ihnen mehr geglaubt hatte.
Curumbá, eine brasilianische Kleinstadt nahe der bolivianischen Grenze. Der Mann am Flussufer wollte eigentlich bloß angeln, doch plötzlich stürzt vor seinen Augen ein Flugzeug in den Strom. Er will helfen, aber der Pilot ist sofort tot. Andere Passagiere gibt es nicht, nur einen Rucksack. Darin: ein Paket Kokain. Der Finder überlegt kurz – und behält es.
Seine Entscheidung treibt ihn Schritt für Schritt in die Kriminalität, und zieht ihn immer tiefer hinab in den brasilianischen Drogensumpf, in dem bald seine ganze Welt zu versinken droht.
Ein bestechend genaues Porträt der lateinamerikanischen Drogenmafia und ein atemloser Roman über das Böse in uns.
Nur wenige Tage alt und in eine Wolldecke geborgen, wird Marie inmitten einer Schafherde gefunden. Fortan heißt sie »Marie des Brebis«, Marie von den Schafen. Eine warmherzige Bauernfamilie nimmt sie auf, die weiten Wiesen und steinigen Hügel des französischen Quercy werden ihr zur Heimat.
Als Hirtin ist ihr Leben durchdrungen von den Klängen der Natur, dem Geruch der Tiere und der Kraft der Jahreszeiten. Ihr Vertrauen auf das Gute in dieser Welt ist unerschütterlich, sie trotzt Schicksalsschlägen, erlebt zwei Weltkriege und schaut am Abend ihres Lebens dankbar zurück auf ein dramatisches Jahrhundert.
Marie hat dem französischen Erfolgsautor Christian Signol ihre Geschichte erzählt, und er hat daraus eine der bezauberndsten Biografien des 20. Jahrhunderts geformt.
Zu seiner Überraschung wird der junge Officer Jim Chee beim FBI angenommen, doch eigentlich will er bei der Navajo-Police bleiben und sich gleichzeitig zum rituellen Singer ausbilden lassen. Während er über einer Entscheidung brütet, wird er mit den Ermittlungen in einem scheinbar unbedeutenden Diebstahl beauftragt, für den sich aber auffällig viele Leute interessieren.
Chees Nachforschungen führen ihn zu einer dreißig Jahre alten Vision und einer mysteriösen Gruppe, die sich »Volk der Finsternis« nennt. Und ins Visier eines Profikillers, dessen Auftraggeber nicht an der Lösung dieses Rätsels interessiert sind.
Die Vergangenheit wirft düstere Schatten auf die Navajo-Borderlands im ersten Fall für Jim Chee.
Verfilmt als Serie »Dark Winds – Der Wind des Bösen«.
Auf den staubigen Pfaden der Black Mesa wird eine Leiche im Unterholz entdeckt, Hände und Füße geschunden. Kurz darauf wird Officer Jim Chee vor den Umrissen des Low Mountain Zeuge eines nächtlichen Flugzeugabsturzes.
Eigentlich soll Chee nur einen Fall von Vandalismus aufklären und sich mit dem zunehmenden Gerede um Hexerei in der Gegend befassen. Doch am Flugzeugwrack findet er etliche Spuren, die dem FBI entgangen sind. Als er den Hinweisen nachgeht, wird er vom Verfolger zum Verfolgten.
Ein dunkler Wind treibt Gier und Gewalt über den Südwesten im zweiten Fall für Jim Chee.
Verfilmt als Serie »Dark Winds – Der Wind des Bösen«.
Der mächtige Amazonas trägt auf seiner Reise quer durch Lateinamerika Tausende Geschichten mit sich. Legenden von ungeahnten Reichtümern, Berichte von Abenteurern, Forschungsreisenden und Industriellen, von Gier, Goldrausch und Ausbeutung sind ihm eingeschrieben.
Begleitet von seinem Sohn, hält Deville die Klänge und Düfte der schillernden Landschaft fest, lässt sich vom Fluss zurücktragen in vergangene Zeiten, die den Kontinent geformt und verwundet haben. Er folgt den Echos von Alexander von Humboldt, dem Konquistadoren Lope de Aguirre und Charles Darwin, vom Atlantik bis an den Pazifik, über die Anden bis zu den Galapagosinseln.
Deville nimmt uns mit auf einen prächtig kolorierten literarischen Karneval und in die labyrinthischen Flüsse und Nebenflüsse der Weltgeschichte.
Im Grenzgebiet zwischen Angola und dem Kongo, in den Minen von Lunda Norte und im Zentrum von Lubumbashi tanzen Frauen ohne Alter, Diamantensucher, Gauner und Agenten aus aller Welt den Tanz der Teufel. Die sagenhafte Tshiamuena, die Madonna der Minen, herrscht über Erfolg und Niedergang, gebietet über böse Zungen und mächtiges Schweigen. Geld wird geschürft und verspielt, man schwitzt, jubelt, stolziert, fliegt und fällt im selben Atemzug.
In einem Strudel aus Szenen, Formen und Farben lässt Fiston Mwanza Mujila die Worte tanzen, getragen von Rumba und Kizomba, zerrissen von den schrillen Missklängen der Gegenwart.
Trudi Montag wünscht sich ganz fest, so groß zu werden wie die anderen Kinder, aber ihr Körper wächst einfach nicht mehr. Als sie älter wird, beginnt Trudi zu verstehen, dass sie in ihrem kleinen Dorf am Rhein immer die »Andere« sein wird. Aber Trudi hat etwas, was sonst niemand hat: Geschichten.
In der Leihbücherei ihres Vaters saugt sie alles auf, was die Leute erzählen, sammelt Geheimnisse, Wünsche und Wahrheiten. Doch mit den Jahren wird der Ton im Dorf ein anderer. Braunhemden schwingen wütende Parolen, und der Metzger stellt Alpenveilchen vor das Porträt des Führers. Die Geschichten werden düsterer, und schließlich kann Trudi nicht mehr nur zuhören.
Ursula Hegis Geschichte eines deutschen Dorfes im Dritten Reich ist einer der großen, vergessenen Romane der deutschen Literatur.
Bohdana wohnt in dem Haus am Ende der Straße, wo der Lavendel vor den Fenstern blüht und sich bunte Zeitschriften auf dem Küchentisch türmen. Während Bohdana mit ihrer Stiefmutter Papiervögel bastelt, verschanzt sich ihr Vater hinter mürrischen Kommentaren. Erst als ihre Großmutter sie mit einem anderen Namen anspricht, beginnt Bohdana zu ahnen, dass der Vater ihr etwas verschweigt.
Vierzig Jahre früher wuchs er unter den Versprechen des Kommunismus auf. Begeistert widmete er sein Leben der Partei. Warum fand sein Glück ein jähes Ende?
Alena Mornštajnová erzählt die Geschichte einer zerrissenen Familie, die entgegen aller Wahrscheinlichkeit versucht, wieder zusammenzufinden.
Auf der Beerdigung ihres Vaters hält Ariane am Flügel inne, die gefeierte Konzertpianistin, belauert von der Trauergesellschaft. Eine dröhnende Pause, ein langes Atemholen, und Ariane setzt an – zu Schostakowitschs »Opus 77« und zu der Geschichte ihrer Familie.
Ihr Vater, der große Dirigent, der Maestro, übermächtig in Orchester und Familie. Ihr Bruder, Geigenvirtuose, das blasse Gesicht verborgen hinter schwarzen Locken. Ihre Mutter, ehemals leuchtend, nur noch ein schwacher Schatten. Und sie selbst, verdeckt von der perfekten Inszenierung der unnahbaren Pianistin.
Vom einsamen Gesang steigert sich Arianes Opus zu einem dämonischen Tanz, der die Ruhe zerreißt und die Missklänge der Vergangenheit aufwirbelt.
Während in Berlin die Mauer fällt, kommt in Havanna das Leben zum Stillstand. Das Einzige, was alle im Übermaß besitzen, ist Zeit. Verbunden durch den Durst nach Leben findet sich eine verschworene Gemeinschaft zusammen, der »Clan«. In ihrer Mitte die kämpferische Elisa, Clara, ruhig und liebevoll, und Irving, mit seiner Fähigkeit zu uneingeschränkter Hingabe. Ein altes Haus, durchzogen von vielfarbigem Licht und dem Duft nach Kaffee und Rum, wird zum Zufluchtsort. Hier kommen sie alle zusammen, feiern, streiten, trinken, lesen, begehren.
Doch der Clan zerbricht, zerstreut sich in alle Himmelsrichtungen. Erst Jahrzehnte später und Hunderte Kilometer entfernt, mit dem Fund eines vergilbten Fotos, beginnen sich die unter der Zeit begrabenen Geheimnisse der einst so engen Freunde zu lüften.
Aidas Freund lässt nicht locker, wenn es um ihre irakische Herkunft geht. Er will wissen, warum ihre Familie geflohen ist, doch Aida hat keine Antworten für ihn. In ihrer Not beginnt sie zu schreiben, was sie nicht sagen kann, lässt ihre Gefühle in arabische Buchstaben und deutsche Worte fallen.
Geboren in einem iranischen Flüchtlingsheim, kam sie mit ihren Eltern und ihrer großen Schwester in den Westen. Doch was ihr zur Heimat wurde, blieb ihren Eltern stets fremd. Als Aidas Vater beschließt, in den Irak zurückzukehren, müssen die Schwestern mit – und werden empfangen von einem Land, mit dem sie nichts verbindet.
Usama Al Shahmani erzählt vom Fremdsein, vom Ankommen, vom Zurücklassen. Und von diesem einen Fenster der Hoffnung, das sich niemals schließt.
Jeden Herbst gehen die Vögel in Schwärmen auf einem Strand vor Istanbul nieder. Seit den Tagen des alten Byzanz will es die Sitte, dass die Städter sie vor den Moscheen, Kirchen und Synagogen kaufen und wieder freilassen. Sie sollen an der Pforte des Paradieses Fürbitte leisten. Als aber drei Gassenjungen ihre vollgestopften Käfige auf Istanbuls Plätze tragen, ernten sie nur Spott und Hohn. Man beschimpft, verjagt die Jungen und hetzt die Polizei auf sie. Mit knurrenden Mägen, leeren Taschen, enttäuscht und erniedrigt, kehren sie an den Strand zurück.
Yaşar Kemals Istanbul ist eine farbige, brodelnde Welt. Spitzbuben und Tagträumer, Gestrandete und Gescheiterte leben an den Rändern einer Stadt, die gleichgültig und hektisch geworden ist.
Die Legende von der einarmigen Schwester sollte Lala eigentlich davor warnen, was mit Mädchen geschieht, die ihren Müttern nicht gehorchen. Doch für Lala ist es die verheißungsvolle Geschichte einer Abenteurerin, und als sie erwachsen ist, schöpft sie daraus Hoffnung auf ein besseres Leben, weit weg von ihrem undichten Haus, weit weg von Adan, ihrem brutalen Mann.
Adan, ein charismatischer, aber gewissenloser Kleinkrimineller, löst mit seinem Einbruch in eine Strandvilla eine Kette von furchtbaren Ereignissen aus: ein Schuss, den niemand hören sollte, und ein Mord, der alles verändert, führen Lala an einen Wendepunkt.
Cherie Jones erzählt in eindringlicher, lyrischer Sprache, wie Liebe und Verbrechen ein Leben auf dramatische Weise verändern.
Aljoschka träumt von seinem ganz persönlichen Glück, von jener Frau, der er sich versprochen hat. Doch die ist fortgegangen, und im Schnee und Eis Nordsibiriens gebietet die Tradition der Nenzen, die Gemeinschaft über alles zu stellen. Er muss heiraten, eine andere.
In dem kleinen Lager mitten in der Tundra, umgeben von Rentierherden, kämpft nicht nur Aljoschka mit seinem Schicksal. Da ist der alte Petko, den seine Tochter verlassen hat, und Wanu, hilflos angesichts der Trauer seines Freundes. Und doch finden sie alle Trost in unerwarteten Momenten, Halt in der Wärme des Feuers, im Schnauben der Tiere und in einem ruhigen Gespräch.
Der erste übersetzte Roman einer nenzischen Autorin erzählt von der Suche nach dem Sinn, der Last des Schnees und von einer zarten, tragischen Liebe.
Menlo Beach, ein paar bescheidene Hütten zwischen holprigen Schotterpisten und struppigen Eukalyptusbäumen, Asbest in den Wänden, Meersalz in der Luft. Charlie Deravin ist vom Dienst bei der Kriminalpolizei suspendiert, tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten. Bei seinen einsamen Strandspaziergängen drehen sich Charlies Gedanken stets um den gleichen alten Fall: den seiner Mutter. Verschwunden, vor zwanzig Jahren. Der Hauptverdächtige: sein Vater.
Damals freigesprochen, halten sich die Gerüchte hartnäckig, doch Charlie will nicht an die Schuld seines alternden Vaters glauben. Die nagende Ungewissheit treibt Charlie wieder zurück in die kalten Ermittlungen – und in die Abgründe seiner eigenen Familie.
Schöner, reicher, mächtiger – nur wer perfekt ist, steigt auf im schillernden Seoul. Vier junge Frauen versuchen, in den gnadenlosen Hierarchien hinter Gangnams Hochglanzfassaden zu bestehen. Kyuri, mit ihrem makellosen Gesicht, unterhält Nacht für Nacht mächtige Geschäftsmänner in exklusiven Room-Salons. Miho, aufstrebende Künstlerin, findet sich unfreiwillig in der superreichen Elite wieder. Ara, stumm seit ihrer Jugend, flieht in den Schein der glitzernden K-Pop-Welt. Und Wonna, frisch verheiratet, sucht verzweifelt nach einem Ausweg aus ihrem vorgeformten Leben.
In bonbonfarbenen Schönheitskliniken und an den Marmortischen der High Society offenbaren sich die Abgründe einer Gesellschaft, in der Fehler nicht geduldet werden und Erfolg nur ein einziges Gesicht trägt.