Wolfgang Schwerdt

kulturstrom

Im Bann der Freibeuter

27.10.2025 - 15:16 Uhr
Cover: Im Bann der Freibeuter

Freiberg 1695: Der gerade einmal 15 Jahre alte Richard, wird von seinem mächtigen Vater, dem Ratsherren und Silbergrubenbesitzer Balthasar Kreuzner gezwungen, als Steiger in die marode, aber einträgliche Grube einzufahren, um das Handwerk zu erlernen, und später einmal das Familienunternehmen samt Pochwerk und Silberhütte weiterzuführen. Für den jungen Richard alles andere als eine Verheißung, denn er war ein Bücherwurm und sein Traum war es, Bibliothekar in London zu werden. Doch der gestrenge und skrupellose Bergwerksunternehmer hatte wenig Sinn für die literarischen Ambitionen des in seinen Augen missratenen Sprösslings und setzte zur Durchsetzung seiner Pläne außerordentlich drastische Erziehungsmethoden ein.

Von Flucht, Mord und Totschlag

Und so beginnt das Buch dort, wo die von väterlicher Gewalt und Skrupellosigkeit geprägte Jugend wohl beinahe zwangsläufig enden musste: 1701 unter dem Galgen in London, dort, wo Richard dem Journalisten und Schriftsteller Daniel Defoe seine Lebensgeschichte in die Feder diktierte. Denn der sensible Richard hatte sich den Vorstellungen seines Vaters widersetzt und war dabei in falsche Gesellschaft geraten. Der berüchtigte Freibeuter Kapitän William Kidd war zu seinem Mentor geworden und hatte Richard dazu gebracht, Dinge zu tun, die zunächst seinem Wesen widersprachen, schließlich jedoch sein Leben zu prägen und zu bestimmen begannen. Grausame Dinge, die Freibeuter und Piraten eben tun und die der Autor Johann Christian Lotter gelegentlich in einer Weise beschreibt, die den/die LeserIn mit in den Strudel von Gewalt und Brutalität ziehen, ihn/sie beinahe zu MittäterInnen werden lassen.

Geschichte, Geschichten und Fiktionen

Lotter hat ein faszinierendes Gespinst aus den Lebensläufen zahlreicher realer historischer Figuren aufs Papier gebracht, innerhalb derer sich der fiktive Protagonist bewegt und als so etwas wie ein literarisches Bindemittel fungiert. Auch die Ereignisse wie Kaperungen, Meutereien, Streitigkeiten, in die das Piratenleben des Protagonisten eingebettet ist, sind historisch belegt. Dabei changiert die Erzählung geschickt zwischen erstaunlich präziser Wiedergabe von aus entsprechenden Dokumenten bekannten Ereignisabläufen und fiktiven Passagen, die zwar an Bekanntes zu erinnern scheinen, jedoch weitestgehend erfunden sind. Die Schatzinsel sei hier nur als Beispiel angeführt. Dieses „Treasure Island“, dem wir allein aufgrund des Auftritts Daniel Defoes glauben, in diesem Buch begegnen zu dürfen, kommt ebenso wenig vor, wie die Robinson Crusoe- Insel, obwohl nicht nur mit dem Wilden Thursday, der eigentlich Friday heißen sollte, entsprechende Hinweise im Roman offensichtlich zu sein scheinen.

Literarische Entdeckungsreise

Neben der historischen Korrektheit auf der einen Seite fasziniert das Buch also auch durch die offensichtlich bewusst gelegten falschen Spuren und fantasievollen Bezüge zu irrealen Dingen, die sich schließlich auch im Rahmen des Rachefeldzuges Richards gegen seinen ehemaligen Mentor und späteren Todfeindes William Kidd ausdrücken. Für FreundInnen historischer Seefahrtsromane ist dieses Buch durchaus ein Vergnügen. Das liegt nicht nur an der überzeugenden Darstellung des zeitgenössischen Lebens, sondern auch an der Tiefe der wichtigsten Charaktere und natürlich der Entwicklung des Protagonisten, in dessen Werdegang sich wie zufällig auch die seinerzeit gerade aufgekommene Determinismusdiskussion widerspiegelt.


Gesamtbewertung: 4/5
Cover: 4/5
Handlung: 4/5
Spannung: 4/5
Schreibstil: 4/5
Blogger: Wolfgang Schwerdt

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Klappentext

Im Bann der Freibeuter

Historische Romane von Johann Christian Lotter
Cover: Im Bann der Freibeuter

Im Bann der Freibeuter – ein packender historischer Abenteuerroman über Liebe, Tod und Verrat im goldenen Zeitalter der Piraterie.

1697: Der junge Bibliothekar Richard Kreutzner wünscht sich nichts sehnlicher als eine Anstellung bei der renommierten Royal Society in London. Stattdessen gerät er unfreiwillig unter Piraten – und findet Gefallen an dem rauen Leben auf See. An der Seite des berüchtigten Freibeuters William Kidd bereist er die Weltmeere. Doch der Preis für diese Entscheidung ist hoch, und sein Mentor wird schließlich zu seinem Todfeind. In einer Welt voller Gefahren muss sich Richard entscheiden, wie weit er für seine Ziele – und seine Liebe – gehen will.

Johann Christian Lotter entführt die Leser:innen auf eine fesselnde Reise ins 17. Jahrhundert. Akribisch recherchiert und authentisch geschrieben, taucht man ein in eine Welt voller Abenteuer, maritimer Spionage und gnadenlosem Überlebenskampf. Von Meuterei auf hoher See über Schiffbruch auf den Malediven bis hin zum Piratenleben auf Madagaskar – Im Bann der Freibeuter bietet Spannung pur. Eine geheime Schatzkarte, eine verbotene Liebe und ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit versprechen Lesegenuss für alle Fans von Historienromanen und Abenteuergeschichten à la Fluch der Karibik.

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